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Im Urlaub nicht gearbeitet

■ Stiftung Alsterdorf kündigte Mitarbeiter wegen Arbeitsverweigerung

kündigte Mitarbeiter wegen Arbeitsverweigerung

Der Streit zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung der evangelischen Stiftung Alsterdorf geht weiter. Nachdem die Mitarbeitervertretung aus Protest gegen überhöhte Vorstandsgehälter der hochverschuldeten Behinderteneinrichtung Mitte vergangenen Jahres zurückgetreten war, beschäftigte sich gestern das Hamburger Arbeitsgericht mit der fristlosen Kündigung eines Mitarbeiters.

Grund der Kündigung von Klaus Gollembiewski ist eine angebliche Arbeitsverweigerung. Der 24jährige Student hatte im März dieses Jahres seinen Urlaub angetreten — „ohne Genehmigung“, so die Stiftung Alsterdorf. Dagegen behauptete der Wohngruppenbetreuer, der Urlaubstermin sei dem Arbeitgeber seit Januar unwidersprochen bekannt gewesen.

Zum gesetzlich vorgeschriebenen Gütetermin vor dem Arbeitsgericht, in dem eine Einigung versucht werden sollte, erschien die gesamte Wohngruppe, um Klaus Gollembiewski zu unterstützen. „Ich bin auf das Geld für mein Studium angewiesen“, sagte der künftige Verfahrenstechniker. Seit vier Jahren ist er bei der Stiftung Alsterdorf beschäftigt; zuerst als Zivildienstleistender, dann auf Zehn- Stunden-Basis.

Streitpunkt ist vor allem eine undurchsichtige Urlaubsplanung. „Urlaubsscheine wurden entweder vom Gruppenleiter unterschrieben oder von Kollegen nach Absprache“, erklärte Gollembiewski. Er könne als Nachweis sofort zehn Urlaubsscheine vorlegen. Daß die Verwaltung keine Kenntnis bekam, sei normal. Zum Vorwurf, er habe den Dienstplan mit Tipp-ex manipuliert, meinte er: „Ich war in meiner Urlaubszeit mit Diensten eingeplant. Das habe ich korrigiert.“

Warum es gleich zur fristlosen Kündigung kam und nicht erst abgemahnt wurde, ist nicht geklärt. Ein Vergleich kam vor dem Arbeitsgericht nicht zustande, die Stiftung Alsterdorf ist zu einer Weiterbeschäftigung von Klaus Gollembiewski nicht bereit. Nun wird im Juni das Arbeitsgericht den Streit entscheiden. Torsten Schubert

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