: Spiel nicht mit dem Schmuddel-Müll
■ Neues Spiel der Entsorgungsbetriebe: Wer falsch sortiert — verliert
Dreitausend SchülerInnen in Bremen sind mit dem brandneuen Umweltspiel: „Wer falsch sortiert — gewinnt“ beglückt worden. In einem Din-A Vier-Briefumschlag befindet sich das aufklappbare Spielfeld, die Spielmarken, Ereigniskarten und die Spielfiguren zum Ausschneiden. Alles aus recycltem Papier, versteht sich. Denn wo Öko draufsteht, das muß auch nach Öko aussehen: „Die Erwartung ist das graue Recyclingpapier, und daran muß man sich halten“, findet Margarete Udolf von Wächter Public Relations. Gemeinsam mit den Bremer Entsorgungsbetrieben habe man dieses Spiel entwickelt, erzählt ihre Kollegin Claudia Joks.
Das Spiel ist extra auf Bremen zugeschnitten. Auf dem Spielfeld sehen wir den Roland, einen Teil des Bürgerparks, den Hafen und sogar einige Hochhäuser von Tenever. An allen Ecken bringen Menschen Müll zu den Wertstoffsammlungen: Eimer werden zum Schadstoffmobil getragen, Papier zu den blauen Altpapier-Containern, Inhalte aus kleinen Taschen in braune Bioabfall-Tonnen geworfen. Nur die Gelben Säcken stehen einfach so abholbereit in der Gegend rum. Alles bemüht sich scheinbar nach Leibeskräften, den Abfall zu sortieren.
Gespielt wird nach dem alt-bewährten Prinzip: Spielfiguren werden vorwärts gewürfelt, und auf farbig gekennzeichneten Feldern zieht man eine Ereignis-Karte. Aufgabe des Spiels ist es, die vorher verteilten Spielmarken wieder loszuwerden. Es gilt, eine Bananenschale, ein kaputtes Sofa oder leere Farbeimer umweltgerecht zu entsorgen.
Die Ereigniskarten haben den Charakter eines erhobenen Zeigefingers: „Du hast Dein Altglas sauber nach Farben getrennt und in die entsprechenden Container geworfen. Sehr vorbildlich. Eine Altglasmarke abgeben!“ Bei manchen Fragen entsteht dennoch eine Art Kreativität: „Waaas? Die Reifen des Fahrrades kommen einfach in die Restmülltonne, die weitergeht zur Verbrennung? Ist das richtig?“, fragt sich da manch wachsames Mädel.
Der Titel ist (vermutlich für den Reim) ein wenig unpädagogisch ausgefallen, man hätte sich ein „Wer richtig sortiert — gewinnt“ als positiven Denkansatz gewünscht. Das ehrliche Bemühen ist sichtbar — aber damit ist noch kein Schulabschluß in Sachen Müll gewonnen.
Vivianne Agena
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