: Grobi-Bild weg
Wer hat dieses Bild gesehen? Das Grobecker-Portrait des Bremer Karikaturisten Volker Ernsting ist verschollen. Oder nicht, aber das weiß niemand genau.
Das einzige Aufsichtsratsmitglied, das ein Geschenk der Stadtwerke abgelehnt hat, das war Claus Grobecker. Der war nach knapp drei Jahren 1988 als Vorsitzender des Stadtwerke- Aufsichtsrats im Riesenkrach geschieden. Da hätte Grobecker das Abschiedsgeschenk verweigert: jenes besagte Bild. Das erzählte Stadtwerke-Vorstand Willipinski vor dem Ausschuß.
Volker Ernsting erinnert sich genau: Die Stadtwerke hätten ihn angesprochen. „Grobecker als alten Senator. Der sollte wohl damit versöhnt werden.“ Er habe das Bild an den Stadtwerkechef Günter Czichon geschickt, aber nie wieder etwas davon gehört. Bloß gut, daß es ein Foto gibt.
Fahndung bei den Stadtwerken: Grobecker hat das Bild tatsächlich nicht angenommen, das weiß auch Stadtwerkesprecher Berndt. Nur wo es geblieben ist, das weiß er auch nicht. Bleibt nur noch eine Möglichkeit: „Wir haben das Bild damals ins Rathaus geschickt, da muß es noch sein.“ „Wir habens nicht“, schwört dagegen die Senatspressestelle: „Das muß bei den Stadtwerken sein.“
So geht es hin und her. Vollends durcheinander geht die Geschichte aber bei der Vernehmung Claus Grobeckers. Der sagte nämlich aus, er hätte ein Bild von Ernsting zuhause hängen: „Ich als alter Senator.“ Aber das hätte er schon 1985 zum 50. Geburtstag gekriegt. Von denen hätte er doch nach dem Krach nichts mehr angenommen: „Die haben versucht, mir ne Kiste Wein vor die Tür zu stellen. Die hab ich aber zurückgeschickt.“
Wie also kommt das Bild aus dem Jahr 1989 vier Jahre vorher in das Grobeckersche Arbeitszimmer? Hat Grobecker seinen Geburtstag nachgefeiert? Oder ist er älter als man denkt? Oder ist sein Bild gar nicht das Bild, das die Stadtwerke bezahlt haben und ist das fragliche Bild von 89 tatsächlich verschollen? Oder hat Grobecker doch Geschenke angenommen? Sogar nach seiner Amtszeit? Wir freuen uns über sachdienliche Hinweise. J.G.
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