piwik no script img

Spiel, Satz und Sieg

Am Rothenbaum begann heute das  ■ Damen-Tennis-Turnier

å „Ich finde es unheimlich gut, daß die Monica Seles hier spielt“, äußerte sich Steffi Graf nach ihrem Erstrundensieg gegen die Österreicherin Judith Wiesener. Damit widerlegte sie Gerüchte und die üblichen Falschzitate, sie wolle ein Aufeinandertreffen mit der anderen erfolgreichsten Tennisspielerin vermeiden.

Bei völlig untypischem Wetter für das Hamburger Frauenturnier — in den Vorjahren regnete es jeweils — also bei strahlendem Sonnenschein unterhielt Steffi Graf gestern die träge Zuschauermasse auf einem nur halb gefüllten Centrecourt. Anfangs noch etwas ohne Spielpraxis, verlor sie die beiden ersten Spiele des ersten Spielsatzes. Um gleich anschließend aber wieder wie gewohnt unter Beweis zu stellen, daß die Vorrundenturniere bei Frauenturnieren ein notwendiges Übel sind — niederrangige Spielerinnen gegen die Top Ten Player keine Chance haben. Erst im zweiten Satz, als Steffi Graf es mal mit anderen Dingen versuchte als ihren bewährten unterschnittenen Rückhandschlägen und ihrer brachialen Vorhand, konnte die Wiesener mithalten. Bei dem Grafschen Versuchen, ein serve-and-volley-Spiel zu demonstrieren, gelang es der Österreicherin sogar, Steffi an den Rand eines Satzverlustes zu bringen. In dem entscheidenden Augenblick kam dann aber wieder die gewohnte Souveränität zurück. In Beckerscher Terminologie heißt das: Mentale Stärke. Nach einer Stunde und 12 Minuten, nach einem 6:2 und 7:5, verließ Steffi den Platz mit den geraniengeschmückten Tribünen.

Steffi-Hype? Bei diesem Wetter widmeten sich auch die fanatischsten Tennis-Hools eher ihrem Sonnenbad als der frenetischen Anfeuerung einer einheimischen Tennisheroin. Einzig ein strahlender Schornsteinfeger mußte für das obligatorische Pressefoto mit der ebenfalls strahlenden Brühlerin her-

1halten.

Ebensowenig Schwierigkeiten mit ihrer Rolle als Favoritin hatten die Tschechin Jana Novotna, die Neunte der Weltrangliste, bei ihrem Spiel gegen die Engländerin Jo Durie, und Wiltrud Probst gegen Jennifer Sandrock.

Oropax werden die Zuschauerinnen wohl erst heute um etwa 15 Uhr benötigen. Dann spielt die Weltranglisten-First Lady Monica Seles nämlich ihre Erstrundenpartie gegen Maria Strandlund.

Kai Rehländer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen