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Kita-Plätze: Kopf? Zahl?

■ Proteste gegen neue Stundendeputate Kinder + Ballons

Bremens Gute Stube wurde gestern kurzfristig zum Kinderzimmer umfrisiert. Etwa 1.500 Kids aus öffentlichen Kindertagesheimen nebst Personal und Eltern protestierten gegen die neuen Sparplände der Sozialbehörde. Danach sollen die Personalstunden der Erzieherinnen künftig direkt über die Zahl der Kinder (Kopfzahl) ermittelt werden. Pro 20 Kinder gibt es künftig eine Erzieherin, bei nur 18 Kindern wird das Stundendeputat abgezogen..

Zweiter Sparschlag: Ganztagsplätze werden aufgelöst und zu Halbtags- und Teilzeitplätzen umfunktioniert. So werden bei konstantem Personal mehr Nasen betreuen. Ziel des Senats: Bis 1995 sollen 90 % der Kinder bis sechs mit versorgt sein, die Betreuungsquote im Hortbereich soll auf 15 % gesteigert werden. Ob halbtags oder ganztags ist nicht festgelegt. „Die Bedarfsplanung der Behörden geht an den Bedürfnissen vieler Eltern vorbei. Da werden jetzt auf einem Halbtags- oder Teilzeitplatz Kinder angemeldet, die einen Ganztagsplatz brauchen“, argwöhnt Personalrat Ehmke.

Unklar sind folgende Punkte:

-Die Zahl der betreuungsintensiven dreijährigen Kinder pro Gruppe

-Die Stärke der Integrationsgruppen: Hier sollen künftig elf „Regelkinder“ und vier behinderte Kinder betreut werden

-Die neuen Gebühren im Hortbereich: Derzeit werden nach Angaben der Personalrätin Jutta Mau für einen Teilzeitplatz (6 Stunden) genausoviel Gebühren berechnet wie für einen Ganztagsplatz (8 Stunden).

„Seit zehn Jahren läuft im Kindergartenbereich eine Sparaktion nach der anderen“, beschreibt Jutta Mau die Stimmung in den Kitas. Bislang hatten die Häuser intern aber immer noch die Möglichkeit, einige wenige Stunden nach Bedarf im Hause umzuschichten. Damit ist nach dem neuen „Kopfzahl“-System Schluß. „Viele haben den Eindruck, als werde ihnen die Luft zum atmen genommen“, sagt Mau. Minimalforderung der Personalräte: Personalbestand in den Kitas auf dem aktuellen Niveau sichern.

mad / F.: Chr.H.

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