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Oans, zwoa, g'suffa

■ Nerlinger wird endlich Europameister

Sofia (dpa/taz) – „Fredl“ war mal nicht als Zweiter oder Dritter geendet. Mit „Oans, zwoa, g'suffa!“ stimmte der superschwere Gewichtheber-Europameister Manfred Nerlinger eine Saalrunde im „Moskau Park-Hotel“ von Sofia an. Die des Deutschen Mächtigen sangen lauthals mit, die anderen grölten in ihren Landessprachen. Aber „Fredl“ war natürlich lauter. Der deutsche Mannschafts-Chor skandierte unerfindlicherweise „Dynamo, Dynamo“, und Manfred Nerlinger dirigierte mit dem vollen Weinglas als Taktstock-Ersatz den Rhythmus des Singsangs.

Die russische Kontrahenten aus dem bemerkenswerten Wettkampf verbrüderten sich mit dem Drei-Zentner-Monster und schenkten reichlich Wodka ein. Der Champion genoß die Szenerie in vollen Zügen und verkraftete auch den vierzigprozentigen Klaren. „Morgen daheim eß' i erschtmal sechs Weißwürscht“, versprach Nerlinger. Alle nickten und alle glaubten ihm aufs Wort.

Nach fünf zweiten und vier dritten Plätzen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften war es Nerlingers erstes Gold. „Nun habe ich sie alle abgekocht.“ 427,5 kg wuchtete er am letzten Tag der 72. Europameisterschaften in der nur halbgefüllten Universiada-Halle von Sofia in die Höhe. Erst im letzten Stoß der gesamten Konkurrenz, wo er mit 240 Kilo seinen deutschen Rekord im Stoßen einstellte, holte er den Titel.

„Ich wußte, daß ich Gold drin habe. Aber 240 kg hab' ich schon zwei Jahre nicht mehr gestoßen“, wunderten sich 150 Kilogramm über sich selbst.

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