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Stillstand pur

KOMMENTAR

Stillstand pur

Kennen Sie, verehrte KommentarleserIn, einen Herrn namens Klaus-Peter Gehricke? Nein? Uns wundert Ihre Unkenntnis nicht. Gehricke war eine jener Nullösungen, die auf hunderten von Hamburger Funktionärs-, Verwaltungs- und Unternehmenspositionen ihr Wesen treiben: Machterhalt trainieren, Mauscheln, Männerkontakte pflegen und zu allererst den Gang der Dinge den Gang der Dinge sein lassen. Das ist durchaus legitim. Nicht jeder ist zum Macher, Ideenspender, Reformer und Öffentlichkeitskommunikator geboren.

Was für Gehricke legitim war, hat dem DGB geschadet. In der gegenwärtigen Phase eines gewaltigen gesellschaftlichen Umbruchs, lokal und global!, brauchen verkrustete Altorganisationen wie der DGB überdurchschnittliche Begabungen — an der Spitze, aber auch im Mittelbau — und natürlich eine Organisationskultur, welche die Potentiale der Gewerkschaftsmitglieder wirklich zur Entfaltung kommen läßt. Das Alles war Gehrickes Sache nicht.

Nun wäre es ungerecht, einem Mann die Schuld am Desaster einer ganzen Großorganisation zu geben. Die Gewerkschaften und der DGB sind in einer existenzbedrohenden Krise — alle etwas helleren Gewerkschaftsköpfe wissen das. Heute ist der DGB weder ein fähiger Lobbyverein für aussterbende Arbeitnehmergruppen (so das Zielbild konservativer Gewerkschafter) noch eine gesellschaftliche Reformkraft (so das Wunschbild der Erneuerer).

Insofern war Klaus-Peter Gehricke der vielleicht ehrlichste Hamburger Gewerkschaftsboß, einer, der in seiner Person das Dilemma des DGB verkörpert: Stillstand pur, ein Apparatschik, der sich auf dem Luftballon vergangener Größe allzulange in Sicherheit wiegte. Ein Zufall bloß, daß Gehricke lange Zeit voll auf Engholm und Voscherau setzte? Florian Marten

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