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Monica Seles spielunfähig

■ Weltranglistenerste nach Messer-Attentat psychisch angegriffen / Turnier wurde dennoch fortgesetzt / Serben-Demo vor dem Centre Court

psychisch angegriffen / Turnier

wurde dennoch fortgesetzt / Serben-Demo vor dem Centre Court

Körperlich hat die weltbeste Tennisspielerin Monica Seles bei dem Attentat am Freitag abend keine schweren Schäden davon getragen. Aufgrund des Schocks über die Tat befand sie sich aber gestern abend immer noch im Universitätskrankenhaus Eppendorf in ärztlicher Behandlung. „Das psychische Befinden der Patientin ist angegriffen“, ließ das UKE durch ein Bulletin verlauten. Der 38jährige Täter, Günther Parche aus Thüringen, befindet sich indes in U-Haft.

Entgegen der Aussagen der Polizei, auf die der Attentäter bei der Vernehmung einen geistig verwirrten Eindruck machte, entschied sich die Haftrichterin, gegen Parche einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes zu erlassen. Der gelernte Dreher, der Monica Seles am Freitag abend in einer Spielpause des Viertelfinales am Rothenbaum ein Messer in den Rücken stach, gab gegenüber der Polizei als Tatmotiv an, er sei Steffi Graf-Fan und er könne es deshalb nicht ertragen, daß Monica Seles die Nummer 1 der Tennisweltrangliste ist. Aus diesem Grunde habe er schon länger den Gedanken gehabt, Monica Seles „spielunfähig“ zu machen.

Bereits vier Stunden nach dem Attentat wurde auf einer Krisensitzung des Veranstalters nach Rücksprache mit den Spielerinnen entschieden, das Turnier trotzdem fortzusetzten. „Wir sind auf eine Bühne gehoben worden, auf der man mit der Angst vor so etwas leben und umgehen muß“, begründete Steffi Graf auf einer Pressekonferenz die Entscheidung.

Der Sonnabend stand dann auch total unter dem Eindruck der Vortagsereignisse. Nach einer Ansprache von Turnierdirektor Günter Sanders ging das Turnier weiter. Einziger Zwischenfall: Eine etwa 80köpfige Gruppe von SerbInnen demonstrierte während der Halbfinalpartie von Steffi Graf gegen Jana Novotna vor dem Eingang zur Tennisanlage am Rothenbaum, skandierte „Monica, Monica!“. Plakate, auf denen Monica Seles als Medienopfer bezeichnet wurde und ein Transparent mit der Aufschrift „Gestern die Juden, heute die Serben“, wurde neben einem Portrait der Weltranglistenersten hochgehalten, die zwar in Serbien geboren ist, sich aber nicht als solche bezeichnet, weil sie einer ungarischen Minderheit angehört.

Unter den Eindrücken des Attentats wurde auch der Sicherheitsdienst verstärkt. Die Spielerbänke, bisher direkt an den Zuschauerrängen, wurden einen Meter weiter auf den Tennisplatz gerückt, zusätzliche Zivilpolizisten eingesetzt.

„Wer jemand umbringen will, schafft das auch. Man kann eine Pistole nehmen und auf hundert Meter schießen“, weiß Michael Stich, der in dieser Woche beim Herren- Tennisturnier in Hamburg startet. „Ein Verrückter hat angefangen, vielleicht machen es jetzt einige

1nach“, befürchtet der Elmshorner.

Vorwürfe an den Veranstalter werden nicht erhoben. „So etwas kann in jedem Land passieren“, äußerte sich der Vater der Weltranglistenersten, Karoly Seles.

Um zu vermeiden, daß der Anschlag auf Monica Seles aufgrund der zu erwartenden Spielpause von mindestens vier Wochen nicht die

1makabere Folge hat, daß Steffi Graf den ersten Platz zurückerobert, entschied gestern der Damen- Weltverband, daß das Hamburger Turnier für die 19jährige mit ihrer Durchschnittspunktzahl (332) gewertet wird — mehr, als Monica Seles mit einem Turniersieg hätte erzielen können. Kai Rehländer

Siehe auch Kommentar Seite 24

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