: Lokalkoloratur
■ Dirk Schmidt-Prange
LOKALKOLORATUR
Versicherungs-Makler sind merkwürdige Typen. Da handeln sie ihr Leben lang mit dem Stoff, aus dem die Ängste sind, und wenn sie dann soviel Geld verdient haben, daß vernünftige Menschen aussteigen und sich ein Haus am Lago Maggiore kaufen würden, dann sponsorn sie Künstler. Dirk Schmidt-Prange etwa, der gestern mit 150 000 Mark als vierter Gesellschafter in die Hamburger Kammerspiele des Stephan Barbarino eingestiegen ist, rüttelt mit dieser Tat wirklich heftig an unseren letzten Klischees. Dachten wir immer, „In Geld We Trust“ sei das einzige Motto seiner Zunft, so müssen wir jetzt zähneknirschend zugeben, daß in der Kornkammer des Kapitalismus der Glaube an die Musen anscheinend doch überlebensfähig ist. Dennoch, weil wir fiesen linken Kritteler bis zum Verrecken nicht davon Abstand nehmen wollen, daß der Kapitalist alles im Interesse der Geldvermehrung tut, müssen wir schließen, daß Barbarino bei der Präsentation seines nächsten Spielplans vor Kultursenatorin Weiss und Neu- Spezie Prange gestern in der Kulturbehörde den echten Hammer rausgeholt hat. Was uns das schwant? Natürlich Kurzes Marlene-Dietrich-Musical nächste Spielzeit an der Hartungstraße. Denn das ist auch für den Makler makelloses Geschäft. tlb
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