: Magnus-Hirschfeld-Centrum feiert 10jähriges
■ Kein Grund zum Jubeln: Der Weg zur tatsächlichen politischen Interessenvertretung für Schwule und Lesben ist noch lang
für Schwule und Lesben ist noch lang
„Ich habe gedacht, das wäre eine kirchliche Einrichtung“, antwortet ein Passant auf die Frage, was sich hinter dem Backsteingebäude am Borgweg 8 verberge. Tatsächlich befindet sich dort das Magnus- Hirschfeld-Centrum (MHC), ein Treffpunkt für Schwule und Lesben. In diesem Jahr feiert das MHC sein zehnjähriges Bestehen. Benannt wurde es nach dem Berliner Sexualforscher, der bereits vor etwa 100 Jahren die revolutionäre These aufstellte, daß Homosexualität keine Krankheit ist.
Dem Hamburger Zentrum haftet der Ruf an, ein Treffpunkt der eher braven Homosexuellen zu sein. Doch das biedere Image hat auch sein Gutes. Denn wer als „Coming- Outler“ noch mit seinem Anderssein kämpft, muß für den Gang ins MHC keine allzu hohe Hemmschwelle überwinden. Zudem verfügt das Haus über eine anerkannt gute Beratungsstelle.
Was vor rund zehn Jahren von einer Handvoll Aktivisten mit viel Idealismus und wenig Geld gegründet wurde, ist heute eine etablierte Einrichtung mit zweieinhalb festangestellten MitarbeiterInnen. Wie Heinz Kaiser, Sprecher des MHC- Trägervereins UHA (Unabhängige Homosexuelle Alternative) mitteilt, ist die Finanzierung der Einrichtung heute gesichert. 65 000 BesucherInnen habe das Centrum im letzten Jahr gehabt und 21 Gruppen treffen sich dort regelmäßig. Obwohl im Vorstand auch zwei Lesben sitzen, dominieren die Schwulen das Geschehen.
Ursprüngliches Ziel des MHC war es laut Gründungsmitglied Hans-Georg Stümke, „eine regionale politische Interessenvertretung der Schwulen zu werden.“ Von diesem Anspruch ist allerdings nicht mehr viel übrig. Wurden anfangs – zum Beispiel mit einem Gedenkstein für schwule Nazi-Opfer im ehemaligen KZ Neuengamme – noch entsprechende Akzente gesetzt, gehen nun kaum noch Impulse vom MHC aus. Kaiser sieht dies zwar als Manko, hält aber die „weitere Konsolidierung der Finanzen und die Renovierung des Zentrums“ für vorrangig.
Gut beschäftigt war man in der letzten Zeit mit den internen Turbulenzen. Viele ehrenamtliche MitarbeiterInnen hatten sich über den „unkooperativen Arbeitsstil“ des Vorstandes beschwert. Einige haben inzwischen unter Protest ihre Tätigkeit beendet. Das ehrenamtliche Beraterteam wäre an diesen Querelen fast zerbrochen. Jetzt wollen sich aber alle Beteiligten wieder an einen Tisch setzen.
Kritik kommt aber auch von außerhalb. Andere schwule Einrichtungen werfen dem UHA vor, sich gegen die Entwicklung eines ge-
1meinsamen Konzeptes für Schwulenberatung zu sperren. Das sei „Wagenburgmentalität“, da das MHC bisher als einzige Hamburger Einrichtung für diese Arbeit finanzielle Zuwendungen der Gesundheitsbehörde erhält. Der UHA- Vorstand dagegen bezeichnet die
1Zusammenarbeit mit anderen Schwuleneinrichtungen als „funktionierend“ und führte die Reibereien auf „persönliche Verletzlichkeiten einzelner Personen“ zurück.
Streitigkeiten hin oder her, der zehnte Geburtstag soll gefeiert werden. Samstag abend um 20 Uhr
1beginnt eine Benefiz-Gala in der Kleinen Musikhalle. Auftreten werden dort unter anderem der Cats- Sänger Walter Reynolds und Angie Stardust, auch ein Männerstrip wurde angekündigt. Durch das Programm führt der Cabajazzo Monty Arnold. Werner Hinzpeter
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