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Die lila Kuh wird grün

■ Jacobs Krönung zum Ökounternehmen / Die Wirtschaft lobt Fücks

Die lila Kuh wird grün

Jacobs Krönung zum Ökounternehmen / Die Wirtschaft lobt Fücks

Ob er heute noch Senator sein würde, das konnte er gestern noch nicht ahnen, aber wenn nicht, dann war es ein starker Abgang: Der von der CDU als Wirtschaftsfeind Nr.1 verschrieene Ralf Fücks konnte sich gestern im Lichte eines Weltkonzerns sonnen. Jacobs Suchard macht gemeinsame Sache mit dem Umweltsenator. Das Unternehmen will sich verstärkt um die Ökologie kümmern und hat das gemeinsam mit der Behörde in einer Erklärung festgehalten, die gestern der Presse vorgestellt wurde. Die lila Kuh wird grün.

„Wir wollen zuerst vor unserer eigenen Haustüre kehren“, sagt Rolf Sauerbier, Sprecher von Jacobs-Suchard. Das heißt zwar nicht, daß die lila Pause demnächst im Nachfüllpack zu haben sein wird, aber dafür hat sich der Kaffee- und Schokomulti drei Aufgabenfelder ausgesucht, auf denen das Unternehmen auf Öko getrimmt werden soll: Zum einen soll am Beispiel eines Produktes eine Ökobilanz erstellt werden. Von der Produktion bis zum Müllproblem soll untersucht werden, bei welcher Variante die Umwelt am wenigsten belastet wird. Die Erfahrungen sollen dann auf andere Produkte übertragbar gemacht werden. Zum zweiten will das Unternehmen Energie nicht nur einsparen, sondern auch selbst produzieren. Auf dem Bremer Werksgelände könnten schon im kommenden Jahr 4-5 Windkraftwerke installiert werden. Und drittens will Jacobs weniger Müll machen: Schon jetzt wird bei den Kaffeeverpackungen 99 Prozent des Aluminiums im Vergleich zu früher eingespart. Bei all diesen Vorhaben wollen Jacobs und die Bewhörde eng koooperieren und voneinander lernen.

Diese Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik sei ein ziemlich seltenes Ereignis, da sind sich Jacobs und der Senator einig. Fücks: „Für uns ist das ein Modellprojekt mit ernster Absicht.“ Für das Umweltressort könne die enge Kooperation nur von Vorteil sein, wenn optimale Rahmenbedingungen geschaffen werden sollen, „damit sich Umweltschutz intern für das Unternehmen rentiert.“ Daß die senatorenfreundliche Pressekonferenz just einen Tag vor dem Mißtrauensvotum gegen Fücks zustandegekommen ist, sei reiner Zufall, versichern alle Beteiligten. Die Vereinbarung sei nicht früher fertiggeworden. Und, so Fücks siegessicher: „Das ist eben business as usual.“ J.G.

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