■ Heckelmanns Hütchenspieler: Sinn der Verfolgung
Jeder ist seines Unglückes eigener Schmied, zumindest wenn er sich unter die Hütchenspieler begibt. Wer sein Geld setzt, wird nicht gezwungen, er weiß, welches Risiko er eingeht. Macht er es, so nicht aus lauter Naivität, sondern weil er meint, noch gerissener zu sein als der Mann mit den Streichholzschachteln. Da also, wer nicht will, auch nicht Opfer werden kann, ihm außer einem vorher absehbaren Schaden allenfalls der Spott der Umstehenden bleibt, ist folgerichtig die interessante Frage nicht die nach der Strafverfolgung, sondern die nach dem Interesse daran. Weshalb will der Innensenator unbedingt als Tätergruppe klassifiziert wissen, wovon Gerichte zu Recht die Finger lassen, weil ihre Instrumentarien versagen würden?
Die Hütchenspieler auf Berlins Straßen sind ein Lehrbeispiel dafür, wie ein kriminelles Milieu im öffentlichen Bewußtsein etabliert wird. Aus einer anfänglichen Anhäufung zum Teil unangenehmer Zeitgenossen in einem bürgerlichen Milieu, denen zudem das gemeinsame Attribut des „ausländischen“ angeheftet werden konnte, wurde zunächst, mit tatkräftiger medialer Unterstützung, ein „Problem“ gemacht, für das der Innensenator sich die „Lösungskompetenz“ anheischig machte. Der darauf folgende Einsatz polizeilicher Mittel reichte völlig, um in Verkehrung von Ursache und Wirkung einen Beleg für den kriminellen Charakter der Hütchenspieler zu haben. Konservative Sicherheitspolitik lebt weniger von der Effizienz als vielmehr von der öffentlichen Präsenz. Der Innensenator läßt seine Polizisten seit Wochen wie die Hamster im Rad über den Ku'damm patrouillieren als medial geforderten und gefeierten Nachweis, daß er etwas gegen die Kriminalität tut. Allein, es passiert nichts. Dieter Rulff
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