: The sun is gonna shine once more
■ Phoenix versaut den Chicago Bulls durch ein 108:98 die Meisterfeier und verkürzt die NBA-Endspiel-Serie auf 2:3
Berlin (taz) – Der Freiwurf fiel durch den Ring und Horace Grant reckte die Arme in die Luft, als hätte er soeben die NBA-Meisterschaft entschieden. Es lief das dritte Viertel und Grant hatte soeben seinen allerersten Punkt überhaupt in Spiel Fünf erzielt. Es sollte sein letzter bleiben. Ausgerechnet Horace Grant, sonst die Zuverlässigkeit in Person, der Mann, der die Unwägbarkeiten im genialischen Spiel der Bulls-Superstars Michael Jordan und Scottie Pippen ausgleicht. Doch dieses Spiel war nicht das Spiel von Grant: Kaum Rebounds, kein Durchsetzungsvermögen unterm Korb, kein einziger seiner sonst so sicheren Halbdistanzwürfe fand das Ziel. So entschied Horace Grant fast allein dieses Spiel, das schlußendlich 108:98 für die Phoenix Suns endete, zuungunsten der Chicago Bulls.
Auf der anderen Seite demonstrierte Kevin Johnson, daß nicht Charles Barkley, sondern er das eigentliche Herz der Phoenix Suns ist. Die Spiele, in denen die Bulls verhinderten, daß Johnson zu seinen Dribblings in die Zone ansetzen konnte, hatten sie auch gewonnen. Diesmal konnten sie ihn nicht stoppen. Und wenn sie ihn erfolgreich doppelten, fand er immer wieder den öffnenden Pass. Das kam vor allem Richard Dumas zugute, der in den bisherigen Spielen der Serie mit äußerst zwiespältigen Leistungen geglänzt hatte. Diesmal hatte Dumas eine sensationelle Quote, leistete sich nur einen Fehlwurf aus dem Feld und kam auf 25 Punkte.
Ebenso viele schaffte auch Kevin Johnson, der zudem verhinderte, daß Michael Jordan zu oft in die Zone eindringen konnte. Die Suns hatten aus Spiel vier, in dem Jordan 55 Punkte erzielte, gelernt. Johnson war schnell genug, ihn zu Distanzwürfen zu zwingen und wenn Jordan doch durch kam, wurde er härter gefoult als in Spiel vier, wo er meist den Korbleger versenkte und zusätzlich noch gefoult wurde. Diesmal mußte er sich Punkt um Punkt erarbeiten. Trotzdem demonstrierte er wieder mal einsame Klasse und kam auf 42 Punkte. Allein, es reichte nicht für die Titelverteidiger aus Chicago.
Die Bulls führten nur eine gute Minute lang in der gesamten Partie, als John Paxson für den blassen B.J. Armstrong kam und innerhalb kürzester Zeit vier Dreier warf. Aber immer, wenn es so aussah, als ob Chicago die Wende schaffen könnte, zogen die Suns ihr schnelles Fastbreak-Spiel wieder durch.
Jetzt zieht der Troß wieder nach Phoenix und plötzlich sind die Phoenix Suns, obwohl eigentlich schon beerdigt, wieder im Rennen. Mit zwei Heimsiegen können sie verhindern, daß die Bulls das erste Team seit den Boston Celtics 1966 werden, das drei NBA-Titel in Folge gewinnt. to
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen