: SPD debattiert Urwahl
■ Blessing will nicht am Amt kleben
Frankfurt (AP) – Vor ihrem Sonderparteitag am Freitag in Essen debattiert die SPD weiter Personalia. Scharping soll nach dem Willen des bei der Abstimmung in den Ortsvereinen unterlegenen niedersächsischen Regierungschefs Gerhard Schröder noch vor dem Parteitag Auskunft über seine mögliche Kanzlerkandidatur geben. Die Delegierten könnten nur dann das Verfahren zur Bestimmung des Kohl-Herausforderers beschließen, wenn bekannt sei, ob es dafür einen oder zwei Kandidaten gebe, sagte Schröder. Er sprach sich gegen eine Urwahl für den Fall aus, daß es nur einen Bewerber gibt.
SPD-Präsidiumsmitglied Wieczorek-Zeul sprach sich für eine Urwahl auch des SPD-Kanzlerkandidaten aus. Den Mitgliedern wäre es auch sicher recht, wenn sie dabei die Wahl zwischen mehreren Bewerbern hätten, sagte sie. Im übrigen stehe Scharping mit der Benennung eines Kanzlerkandidaten nicht unter Zeitdruck. „Es reicht, wenn die SPD ihren Kandidaten nach dem ordentlichen Parteitag im November präsentiert“, sagte Frau Wieczorek-Zeul. Wieczorek-Zeul will als Nachfolgerin von Herta Däubler-Gmelin Stellvertreterin des künftigen Parteivorsitzenden Scharping werden. Dieses Amt wird erst beim nächsten regulären Parteitag im November besetzt.
SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing schließt nicht aus, daß Scharping einen neuen Kandidaten für diese Position benennen wird. Der von Engholm 1991 zum Bundesgeschäftsführer Berufene: „Ich werde mich Gesamtkonstellationen des neuen Vorstands nicht in den Weg stellen.“ Sollte sich in der SPD ein zweiter Kandidat für die Kanzlerschaft melden, müsse die Partei die Mitglieder erneut zur Abstimmung rufen, forderte auch Blessing.
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