■ Kommentar: Endlich ein Zeichen!
Der Protest um das Hertie Quarree gab miese Schlagzeilen. Doch Vize-Zugführer Schröder nutzte die Gunst der Stunde, verpaßt dem unliebsamen Reporter Oliver Neß einen Check in den Bauch und eine Backpfeife. Zwar ne Sauerei, aber eine Entschuldigung und der Fall wäre erledigt gewesen.
Doch Schröder wagte es nicht, seine Entgleisung zuzugeben. Das große Tam-Tam zur Gegenwehr wurde inszeniert: Falsche Tatzeugen werden aufgefahren - im Selbstbewußtsein, daß er mit seiner (erfundenen) Version ungeschoren davonkommt. Doch Schröder hat sich verrechnet. Viele Journalisten sind es leid, bei Demos oder Hausbesetzungen von Polizisten verpügelt zu werden. Deshalb auch die Hartnäckigkeit von Oliver Neß in diesem Fall, Polizisten nicht wieder einen Prügelfreibrief auszustellen.
Insofern ist Gerd Schröder vor allem ein Opfer seiner rabiaten KollegInnen geworden. Aber durch sein Verhalten hat er bewiesen, daß er für seine Karriere auch über Leichen geht. Darum trifft ihn das Urteil zu Recht. Und das Amtsgericht hat endlich mal das längst überfällige Zeichen gesetzt, daß Journalisten kein Freiwild für prügelwütige Polizisten sind.
Kai von Appen
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