: Unterm Strich
Die Universität Königsberg (Kaliningrad) wird mit gemeinsamen deutsch-russischen Festveranstaltungen im nächsten Jahr ihr 450jähriges Bestehen feiern. Zur Vorbereitung des Jubiläums sei eine deutsch-russische Kommission gebildet worden, teilte am Sonnabend in Berlin die Gemeinschaft Evangelischer Ostpreußen mit. Diese besteht überwiegend aus Universitätsprofessoren. Was lernen wir daraus? Zumal auf Initiative des früheren Schöneberger evangelischen Superintendenten Reinhold George der Königsberger Dombauverein gegründet wurde. Evangelischerseits und ganz und gar professoral soll mit dem Aufbauklub in Kaliningrad Kontakt aufgenommen werden, der von den dortigen Behörden zur Wiedererrichtung des Doms gegründet worden ist. Dom und Universität standen in Königsberg immer in engem Zusammenhang. Königsberg war vor 450 Jahren die erste „reformierte“ Hochschule.
Und weiter mit evangelischen Nachrichten: Die berlin-brandenburgische Synode hat sich am Sonnabend nicht auf einen Nachfolger für Bischof Martin Kruse einigen können. Das ist schade, denn jetzt dauert es bis zum Herbst, bis die Wahlsynode wieder zusammentritt. Ob das die Gemeinschaft Evangelischer Ostpreußen nicht beunruhigt? Bei immerhin fünf möglichen Wahlgängen im Brandenburger Dom erhielt keiner der beiden Kandidaten – der Probst Karl- Heinrich Lütcke und Pfarrer Helge Klassohn – die erforderliche Zweidrittelmehrheit der rund 220 Synodalen-Stimmen. Die Kirchenparlamentarier mußten antreten, weil der 64jährige Martin Kruse im Frühjahr 1994 in den Ruhestand geht. 1977 war er Kurt Scharf im Amt als Bischof der Westregion der berlin-brandenburgischen Kirche gefolgt. Ende 1991 hatte er die Verantwortung für die gesamte wiedervereinigte Kirche übernommen, nachdem der Bischof der ehemaligen Ostregion, Gottfried Forck – wohin wohl? – in den Ruhestand getreten war.
Über Walter Rathenau und evangelische Nöte sagt die Oper „Rathenau“ nichts. Die unter großem Beifall des Publikums, und in Anwesenheit des Botschafters, am Samstag im Staatstheater Kassel uraufgeführte Oper von Australiens führendem Komponisten George Dreyfus und dem australischen Librettisten Volker Elis Pilgrim (jawoll!) beschränkt sich auf die letzten Augenblicke im Leben Rathenaus, der 1922 von zwei antisemitischen, rechtsradikalen Offizieren ermordet wurde. In Rückblenden werden die historischen, politischen, gesellschaftlichen und psychischen Motive herausgearbeitet, die zum Tode des mächtigen und reichen Mannes – Bankier, Ingenieur, Konzernherr, zugleich erfolgreicher Autor, Moralist und Kritiker seiner Zeit – führten. Dreyfus' Musik ist unkonventionell. Sie setzt exotische, dynamisch wirkende Instrumente mit unverwechselbarer Ausdruckskraft ein.
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