: Anschläge in Madrid
■ Sieben Tote und 20 Verletzte / Polizei vermutet die ETA hinter den Attentaten
Madrid (AFP) – Bei der Explosion zweier Autobomben im Zentrum Madrids sind am Montag morgen sieben Menschen getötet und mehr als zwanzig weitere schwer verletzt worden. Zunächst bekannte sich keine Organisation zu den Attentaten, die Polizei vermutet jedoch die baskische Unabhängigkeitsbewegung ETA hinter einem der Anschläge.
Die erste Explosion ereignete sich im belebten Viertel Salamanca, als ein Militärfahrzeug eine Brücke passierte, die über eine Hauptverkehrsstraße führt. Das Auto mit dem Sprengsatz war unter der Brücke geparkt. Dabei wurden sechs Insassen eines vorüberfahrenden Militärfahrzeugs getötet. Dies teilte das Innenministerium mit. 17 Passanten und Besucher einer Kneipe in der Nähe des Explosionsortes seien schwer verletzt worden, darunter auch zwei Kinder. Der Lopez de Hoyos- Platz, wo die Bombe explodierte, war nach dem Anschlag mit Scherben und Metallsplittern übersät. Fast alle Fensterscheiben der umliegenden Häuser waren durch die Druckwelle zerspungen. Bei der zweiten Explosion in der Nähe der Residenz des französischen Botschafters wurden laut Polizei vier Menschen verletzt, zwei davon schwer.
Unterdessen sprach der spanische Ministerpräsident Felipe Gonzalez, der bei seiner Ankunft beim EG-Gipfel in Kopenhagen von dem Anschlag erfuhr, von einem „schrecklichen Verbrechen“. Er sei überzeugt, daß die ETA hinter dem Anschlag stecke.
Beobachter vermuten hinter den Attentaten den Versuch der Unabhängigkeitsbewegung, ihre Schlagkraft unter Beweis zu stellen, nachdem im März 1992 fast die gesamte Führung der ETA festgenommen worden war. Der Führer der ETA, Francisco Garmendia, genannt Pakito, war erst am Freitag zu einer Haftstrafe von zehn Jahren verurteilt worden. Der Anschlag erfolgte jedoch auch während der Koalitionsverhandlungen zwischen Gonzalez' Sozialistischer Partei und der Baskischen Nationalpartei. Bei den Parlamentswahlen am 6. Juni hatte die regierende Sozialistische Partei ihre absolute Mehrheit verloren.
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