: „Nicht als Vorzeige-Ausländer ins Rathaus“
■ Interview mit Hakki Keskin, der als erster Immigrant in die Bürgerschaft einziehen soll
Nach dem Willen des SPD-Vorstands sollen Sie als erster und einziger Immigrant in die Bürgerschaft einziehen. Könnte man auch sagen als Feigenblatt?
Ich habe bei meiner Vorstellung im Landesvorstand ganz klar gesagt, daß ich nicht als Vorzeige-Ausländer in die Bürgerschaft gehen werde. Und wenn man mich in dieser Absicht wählen will, dann bin ich nicht der Richtige. Ich will mich für die berechtigten Forderungen der Einwanderer einsetzen. Allerdings würde allein meine Anwesenheit in der Bürgerschaft eine beachtliche Diskussion auslösen. Sie würde bundesweit Signalwirkung haben.
Was wollen Sie im Parlament konkret durchsetzen?
Ich werde mich für eine rechtliche, politische und soziale Gleichstellung und Gleichbehandlung der hier dauerhaft lebenden Nicht-Deutschen einsetzen, auch der Flüchtlinge. Dies wird aber nur möglich sein, wenn die doppelte Staatsbürgerschaft generell akzeptiert wird. Außerdem will ich eine Konzeption für eine antirassistische Erziehung im Vorschul-, Schul- und Hochschulbereich mitentwickeln, stehe für ein Verbot rechtsradikaler und neonazistischer Organisationen und verbesserten Schutz für Nicht-Deutsche. Deutsche und Nicht-Deutsche müssen wieder ohne Angst in dieser Stadt leben können.
In der SPD befürchten einige Funktionäre, daß die Wahlchancen der Sozialdemokratendurch Ihre Kandidatur gemindert werden, Wähler in den sozialen Brennpunkten in die Arme der Rechten getrieben werden.
Soviel ich weiß, hat sich die Parteispitze klar für meine Kandidatur ausgesprochen. Bedenken warennur Einzelmeinungen. Wenn aber aus diesem Grund einige Wähler der SPD die Stimme verweigern, dann können diese Wähler der SPD gestohlen bleiben. Die Parteien müssen jetzt Farbe bekennen und die Realität akzeptieren. Und diese Realität ist, daß 11 Prozent der Hamburger Nicht-Deutsche sind.
Interview: uex
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