piwik no script img

■ Mit Tschernobyl auf du und duBeerdigung mit WAA

Berlin (taz) – Die ukrainische Regierung hat die französische Baufirma Campenon Bernard SGE beauftragt, den Bau eines neuen Betonsarkophags rund um den Unglücksmeiler von Tschernobyl zu überwachen. Die Firma, eine Tochter des Mischkonzerns Générale des Eaux-Dumez, hat sich im Finale gegen fünf Mitbewerber durchgesetzt. Das Konzept des Baukonzerns sieht eine Verstärkung der bestehenden Konstruktion, den Bau eines zweiten Sargs und die Errichtung einer Wiederaufarbeitungsanlage für die Überreste des Tschernobyl-Reaktorkerns vor. Allein die Errichtung des neuen Sarkophags soll 500 Millionen Mark kosten. Sie soll nach Angaben des Jury-Chefs Boris Paton im September 1993 beginnen.

Der zweite Betonsarg um den Unglücksreaktor ist notwendig, weil im ersten 1986 in aller Eile gebauten Betonmantel inzwischen 1.000 Quadratmeter an Löchern und Rissen klaffen. Zigtausende Arbeiter waren damals bei seiner Errichtung verstrahlt worden. Heute entweicht wieder radioaktiver Staub in Tschernobyl. Selbst die Entstehung einer kritischen Masse und damit einen erneuten Atomunfall wollen Wissenschaftler vor Ort nach Angaben von Greenpeace nicht ausschließen.

Die ukrainische Regierung hatte im Februar 1992 einen Wettbewerb ausgeschrieben für das beste und preiswerteste Sanierungskonzept. 393 Vorschläge gingen ein, von denen sechs schließlich von der Jury in die engere Wahl gezogen wurden. Der Zuschlag für das französische Konzept sieht nach Angaben von Jury-Chef Paton vor, auch Bestandteile anderer Vorschläge zu nutzen. „Eine Analyse hat gezeigt, daß keiner der Vorschläge allen von der Jury festgelegten Bedingungen gerecht wurde.“

Eine deutsche Gemeinschaftsproduktion von Siemens- KWU, den RWE-Töchtern Nukem und Hochtief, der Gesellschaft für Nuklearservice und den Kraftanlagen Heidelberg hatte das Nachsehen. Hermann-Josef Tenhagen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen