SPD läßt sich eine Kolumne von Holsten bezahlen

■ Hamburger Brauerei will in Bremer SPD-Parteiblatt „Süd-West“ für Geld nur in Texten erwähnt werden

„bdr“ steht für Brigitte Dreyer und das ist die Redakteurin der Zeitung des SPD-Unterbezirks West mit Namen „Süd- West“. In der aktuellen Nummer 4 schreibt Dreyer eine „Kulumne in Kooperation mit der Holsten-Brauerei“. Da berichtet sie den geneigten LeserInnen von der Ausstellung „Luxus Arbeit“ im Haus der Bürgerschaft (vergißt aber zu erwähnen, daß sie selbst daran als Mitarbeiterin der Landeszentrale für Politische Bildung beteiligt war). Die Kolumne erklärt, daß Abgeordnete Sitzungsgelder bekommen, wenn sie sich morgens in die Anwesenheitsliste eintragen. Und dann „ruft die Mittagspause im Kaiser-Friedrich in das schöne Schnoor und zum HOLSTEN...“ in Großbuchstaben und fett geschrieben.

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Der Kaiser Friedrich gilt als Stammkneipe des Ex-Finanzsenators Grobecker, der sich vom Weser-Report zum Bürgermeister machen läßt. Dreyer: „Endlich: Jetzt wird politische diskutiert, jetzt wird Politik gestaltet in kluger, trauter Runde.“

Weiter geht es mit hämischen Bemerkungen zum Untersuchungsausschuß Stadtwerke („Hier geht es um die Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“) schließlich wieder zum „Gläschen HOLSTEN...“

Ist das Werbung? Ist das ein redaktioneller Text der Parteizeitung? Beides, irgendwie. Aber Brigitte Dreyer hat da keine Probleme: Holsten nehme keinen Einfluß auf den Inhalt der Kolumne, die einzige Bedingung sei, daß der gute Name der Brauerei viermal auftauche. „Leider gibt es keine großen Firmen in Bremen, die bereit zum Sponsering sind“, erklärt sie die Vorliebe für die Hamburger Brauerei. (Konkurrent Becks liegt im regionalen Bereich des Unterbezirks...)

Der auch presserechtlich verantwortliche ex-Innensenator Sakuth hat keine Probleme: „Bisher hat sich noch keiner über die Werbung beschwert.“

Der PR-Vertreter für Holsten in der Bremer Region, Kölschbach, möchte das mit den „viermal“ nicht bestätigen, bekennt sich aber zum Sponsering: „Ich habe gute private Verbindungen zum Unterbezirk West“, erklärt er. Nur: Wieviel der Brauerei die Kolumne in der SPD-Zeitung wert ist, will er — aus Prinzip — nicht sagen.

Brigitte Dreyer weiß das aus dem Kopf auch nicht, macht aber eine interessante Rechnung auf: 3500 Mark kosten Druck und Post-Versand der Zeitung an die 2657 Mitglieder. Ca. 200 Mark davon steuert die Arbeiterwohlfahrt bei, ca. 400 Mark bezahlen Abgeordnete aus dem Bremer Westen wie Andreas Weichelt. Wenn das alles ist, müßte der gesamte Rest von ca. 2900 Mark von Holsten für die 100-Zeilen- Kulomne beigesteuert werden.

Daß die SPD-Zeitung auch aus interessierten SPD-Kreisen finanziert wird, bestreitet Dreyer. N.J./K.W.