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Show für die Medien

■ Mit Arbeitssenatorin Bergmann auf einer Großaktion gegen Schwarzarbeit / Ziel war Mammutbaustelle am Spreebogen

Jeder Filmregisseur hätte seine Freude an dem Schauspiel gehabt, das in den gestrigen Morgenstunden am Moabiter Spreebogen inszeniert wurde. Sirenen jaulten, Blaulicht flackerte, auf dem Gewässer schipperte ein Boot der Wasserschutzpolizei. An Land umstellten derweil 200 Mitarbeiter von Zoll, Polizei, Landesarbeitsamt die Mammutbaustelle an der Kirchstraße. Vorneweg bei der großangelegten Durchsuchungsaktion Christine Bergmann, sozialdemokratische Arbeitssenatorin, die sich einmal höchstpersönlich vom Kampf gegen die Schwarzarbeit überzeugen lassen wollte.

Dabei wäre der medienwirksame Auftritt der Senatorin auf dem Gelände, wo für rund 500 Millionen Mark Büros, Geschäfte, Restaurants und ein Hotel entstehen, beinahe geplatzt. Öffentlichkeit ist gut, hatte sich wohl ihre Pressestelle gedacht und ein paar Tage vor der Aktion äußerst freigiebig in einem Fax die Razzia auf „einer Berliner Großbaustelle“ angekündigt. Weil es so viele davon derzeit nicht gibt, wollte die oberste Polizeiführung die Aktion eigentlich abblasen, wie Einsatzleiter Gerhard Schwarz bei der Lagebesprechung im Revier an der Kruppstraße mitteilte. Die Untergebenen nahmen seine Schilderung mit Humor und quittierten die Bemerkung über die „gewisse Ungeschicklichkeit“ der Arbeitsverwaltung mit lautem Gelächter.

Weniger lustig und eher beamtenhaft streng ging es später auf der Baustelle zu. Ein Bauarbeiter aus Bayern, der an „Violas Futterkiosk“, dem Imbißstand auf dem Gelände, einen Kaffee schlürfte, schaute gelangweilt dem Einsatz der Beamten zu. Auf die Frage, ob er solch ein massives Auftreten gutheiße, folgte die brummige Antwort: „Ist mir doch egal, ob die auf Kanakenjagd gehen.“ Matthias Schenker, Ingenieur im Büro der Oberbauleitung, konnte über den Aufmarsch nur den Kopf schütteln. Seine größte Sorge: daß die auf das eng bebaute Gelände einfahrenden Einsatzwagen der Polizei den ganzen Betrieb lahmlegten: „Wenn die da alle rauf wollen, das gibt ja das totale Chaos.“ Tatsächlich war auf der Baustelle von der polizeilichen Ordnung, die noch auf wunderschönen Projektionen während der Einsatzbesprechung demonstriert worden war, nicht mehr allzuviel zu sehen. Eher chaotisch ging es zu. Die zahlreichen Rumänen und Portugiesen unter den rund 450 Arbeitern nahmen die Präsenz der Uniformierten und Prüftrupps vom Landesarbeitsamt gelassen hin. Wer seine Pässe nicht dabei hatte, wurde allerdings vorläufig festgenommen, wie es einer Gruppe von acht portugiesischen Arbeitern geschah, die sämtliche Unterlagen in ihrem Wohnheim in Lichtenberg liegengelassen hatten. Für die enttäuschten Fotografen der Boulevardpresse war daher jeder blonde Polizist, der einen dunkelhaarigen Bauarbeiter durch den Schlamm zur Vernehmung führte, ein dankbares Objekt. Beherzt wurden die Auslöser gedrückt und zuhauf Klischees abgelichtet, die „Action“ vorgaben, wo keine war. Denn die Betriebsamkeit konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Durchsuchung wohl ein Flop war. Am späten Nachmittag meldete die Polizei, daß sechs Schwarzarbeiter, darunter zwei Ausländer, entdeckt wurden. Ein Polizist gab zu, daß man bei derartigen Razzien schon weitaus mehr „Treffer“ gehabt habe. Severin Weiland

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