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Kabale um das Schiller Theater

■ CDU-Fraktion will Entscheidung des Senats kippen / Landowsky sieht kulturelle Identität Westberlins schwinden

Keine drei Tage ist der Haushaltsbeschluß des Senats alt, da wird er schon in den eigenen Reihen in Frage gestellt. Die CDU- Fraktion will die beabsichtigte Schließung des Schiller Theaters verhindern. Wie der Fraktionsvorsitzende Klaus Landowsky gestern erklärte, solle nochmals geprüft werden, ob es zwingend ist, die Bühne zu schließen, oder ob Möglichkeiten bestehen, die 38 Millionen Mark, mit denen sie jährlich subventioniert wird, doch noch aufzubringen. Das Theater selbst soll bereits eine Selbstbeschränkung um sieben Millionen angeboten haben. Zwar wollte Landowsky „Kultur nicht der Abstimmung der Masse anheimstellen“, doch zeigte er sich „beeindruckt“ von den Protesten, die die Schließungsankündigung in den letzten beiden Tagen hervorgerufen hat. An dem Traditionstheater hängt für ihn „die kulturelle Identität Westberlins“. Er will nun mit der SPD Gespräche über mögliche Umschichtungen von Geldern führen, denn an den Zuwendungen für die Kulturverwaltung insgesamt will er nichts verändern.

Bei der SPD löst diese „neue und merkwürdige Solidarität“ der CDU Verwunderung aus. Fraktionssprecher Peter Stadtmüller geht davon aus, daß die Möglichkeiten einer anderweitigen Finanzierung bereits im Senat geprüft worden sind und mit Landowskys Offerte lediglich Erwartungen geweckt werden, die kultur- und finanzpolitisch nicht zu verantworten seien. Allerdings will auch die SPD nicht als „Killer des Schiller Theaters“ dastehen und sich einer Neuregelung nicht verschließen. Sollte der Beschluß gekippt werden, droht in Stadtmüllers Augen jedoch eine Beschädigung des Senats. Die will Landowsky auf Kultursenator Roloff-Momin beschränken, diesem obliege die Prioritätensetzung bei den Sparmaßnahmen. Roloff-Momin verweist im Gegenzug darauf, daß der Vorschlag zur Liquidierung des Schiller Theaters während der Senatssitzung nicht von ihm gekommen sei und der Senat die Gesamtverantwortung für alle Sparbeschlüsse habe. Wenn der Regierende Bürgermeister seine Fraktion nicht in die Beratungen eingebunden habe, so Stadtmüller, sei das ein Fehler in dessen Politikmanagement, der zu einem weiteren Autoritätsverlust führe. Erst vor einer Woche war Diepgen in der Auseinandersetzung um die Akademie der Künste gegen die CDU- Fraktion unterlegen. Sein Sprecher Michael-Andreas Butz betonte denn auch gestern, daß die Schließung des Theaters einstimmig im Senat beschlossen wurde. Dieser sehe „keinen Anlaß, seinen Beschluß zu ändern“. Dieter Rulff

Siehe Kommentar auf Seite 10

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