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Bessermenschen

■ „Trekkies“ trafen sich an der Elbe

Hamburg (dpa/taz) – Der Mann in rot-schwarzer Uniform wirft einen prüfenden Blick auf die spitzohrige Frau im Flattergewand: „Romulaner oder Vulkanier?“ Achallah wirft die Haare zurück, um ihre Ohren besser zur Geltung zu bringen. „Na, selbstverständlich Romulaner. Vulkanier sind doch langweilig.“ Normalerweise heißt Achallah Gerhild Stark. Am vergangenen Wochenende schlüpfte die 19 Jahre alte Berlinerin jedoch in die Rolle ihres Alter ego irgendwann im 23. Jahrhundert, um zusammen mit 400 Gleichgesinnten in Hamburg-Harburg auf einem bundesweiten Treffen ihrer Kult- TV-Serie „Raumschiff Enterprise“ zu frönen.

Viele von ihnen waren noch nicht geboren, als das Raumschiff Enterprise in Anfang der 70er Jahre erstmals über die BRD- Bildschirme düste, um „Galaxien zu erforschen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat“. Dank zahlreicher Wiederholungen und neuer „Star Trek“-Generationen sind auch ständig neue Fan-Generationen nachgewachsen, um sich denen anzuschließen, die bereits mit Käpt'n Kirk und Co. ergraut sind. Was aber macht angesichts zum Teil äußerst müder Spezialeffekte und Kulissen, die zunächst zu wesentlichen Teilen aus Laubsägearbeiten und Pappe bestanden, den Reiz dieser Science-fiction-Serie aus?

Robert Justman, Produzent der als „Klassiker“ geltenden Ursprungsserie und Gast beim „Trekkie“-Treff, hält den „moralischen Anspruch“ für den wesentlichen Unterschied zu anderen Science- fiction-Produkten. Bei der Auswahl der Drehbücher habe der „Lerneffekt“ eine Hauptrolle gespielt. Milchstraße gleich Sesamstraße? „Haben wir die Gelegenheit, uns selbst als menschliche Wesen zu verbessern?“ Es sei kein Zufall gewesen, daß mitten im Kalten Krieg ein Russe der „Enterprise-Crew“ angehörte und daß mit Kommunikationsoffizierin Lt. Uhura die erste Afroamerikanerin regelmäßig auf dem Schirm auftauchte.

Die Hamburgerin Dagmar Trutzel, die das Bundestreffen organisierte, hält diesen Appell zur „Toleranz“ für das Besondere der Serie. Die „Trekkies“ beanspruchen für sich eine Reihe bekannter Gleichgesinnter: Zu ihnen gehören angeblich auch der westdeutsche Astronaut Reinhard Furrer, der britische Physiker Stephen Hawking und der Spock-Ohren-Fan Genschman. Eva Krafczyk

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