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Arbeiter-Veteran tot

■ „Schorse“ Georg Stockmann in Riensberg beerdigt

Georg Stockmann, in Kreisen bremischer Gewerkschafter nur „Schorse“ genannt, ist tot. Sechzig, siebzig alte Freunde, alte Genossen und frühere Kollegen begleiteten seinen Sarg am Mittwoch auf dem Friedhof Riensberg, eine kleine politische Demonstration wie aus vergangenen Zeiten.

1932 trat Stockmann als 18jähriger Lehrling in die Gewerkschaft ein, 1933 wurde er von den Nazis verhaftet und zu 15 Monaten Zuchthaus verurteilt: „Vorbereitung zum Hochverrat“. Man hatte Stockmann mit Zeitungen wie „Wahrheit“, „Scheinwerfer“ und „Kleine Arbeiter-Zeitung“ erwischt. Seinem Hüftleiden verdankte er es wahrscheinlich, daß er nicht von den Nazis als Todeskandidat an die Front geschickt wurde und so bei der „Stunde Null“ bei der Bremer „Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus“ dabei sein konnte.

Stockmann schloß sich damals einer Oppositionsströmung in der kommunistischen Bewegung an, der „KPO“. Als Lohnbuchhalter fing er beim Weser- Kurier an und half mit beim Aufbau einer demokratischen Zeitung — als solche hatten die Amerikaner den „Weser-Kurier“ vor den diskreditierten konservativen „Bremer Nachrichten“ lizensiert.

Stockmann vertrat die Belegschaft im Betriebsrat, schließlich bis 1965 als Betriebsratsvorsitzender. Dann wurde er Sekretär der Gewerkschaft Druck&Papier (DruPa) und lag in ständigem Konflikt mit deren Bremer Vorsitzenden Claus Grobecker. „Politische Welten“ trennten die beiden, den unabhängigen Kommunisten Stockmann und den „rechten Sozialdemokraten“ Grobecker, sagt der heutige Betriebsratsvorsitzende Kurt Müller.

Müller erinnerte auf der Trauerfeier an Stockmanns Verdienste für die Mitarbeiter des Weser- Kurier. Lohnstreik 1952, spontane Arbeitsniederlegung in den 60er Jahren, Streiks 1973, 1976, schließlich der legendäre Dreiwochenstreik 1977 kurz vor der Pensionierung — immer war Stockmann dabei und unverzichtbar. „Ausgestattet mit einer für uns unendlich langen politischen Erfahrung, eines klaren analytischen Verstandes, trotz vieler Niederlagen unbeirrt an seinen Vorstellungen für eine gerechtere Gesellschaftsordnung festhaltend“, prägte er eine Generation kämpferischer jüngerer Gewerkschafter.

Die letzte Niederlage, die Stockmann unbeirrt durchlitt, war die deutsche Vereinigung ohne Arbeiterdemokratie: „Es geht ausschließlich darum, den westdeutschen Unternehmen erst einmal Gewinnmöglichkeiten in Ostdeutschland zu verschaffen. Es geht aber nicht um die Menschen dort“, hat Stockmann Anfang dieses Jahres auf einer Versammlung erklärt, auf der sein 60. Gewerkschafts-Geburtstag geehrt wurde.

Er starb jetzt knapp 80jährig. K.W

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