Graf Koks

■ Niedersachsen-FDP für kontrollierte Heroin-Freigabe vor Therapie

Heroin sollte nach Ansicht der niedersächsischen FDP an Drogenabhängige unter ärztlicher Aufsicht abgegeben werden. Damit könne beispielsweise bei Schwerstabhängigen die Wartezeit bis zum Antritt einer Therapie überbrückt werden, sagte FDP-Vorsitzender Stefan Diekwisch an Donnerstag in Hannover während der Vorstellung der drogenpolitischen Schwerpunkte des FDP- Wahlprogramms.

Damit wagen sich die niedersächsischen Liberalen in der Drogenpolitik weit vor. Bislang war in der Partei keine Mehrheit für die Freigabe harter Drogen zu bekommen. Diekwisch trat außerdem dafür ein, die Vergabe des Heroinersatzstoffes Methadon auszuweiten.

Die derzeit rund 500 Therapieplätze in Niedersachsen will Diekwisch verdreifachen. Auch die Zahl der Entgiftungsplätze soll erhöht werden. Das Geld für diese Hilfsmaßnahmen könnte nach Vorstellungen der FDP von den beschlagnahmten Vermögen der Drogenhändler und von den Krankenkassen kommen. „Es ist nicht einzusehen, daß die Heilung von Alkoholikern von den Kassen finanziert wird, die von Abhängigen illegaler Drogen aber nicht“, sagte Diekwisch.

Um den Weg zurück in ein drogenfreies Leben zu erleichtern, müßten Süchtige entkriminalisiert werden, meint Diekwisch. Das gelte für Abhängige, die mit kleinen Mengen der Rauschmittel für den eigenen Gebrauch von der Polizei gefaßt werden. Dafür müsse auch eine entsprechende Gesetzesänderung geprüft werden. dpa/taz