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■ Kein Ende im Streit um Tempo 100 auf der A 1 / ADAC vorneweg

Seit Anfang Juni stehen die Tempo 100-Schilder entlang der A 1 zwischen dem Bremer Kreuz und der Anschlußstelle Brinkum. So hatte es der Senat beschlossen. Doch der Streit um das Tempolimit ist neu entbrannt: Ein Delmenhorster Kraftfahrer will möglicherweise sogar juristisch dagegen vorgehen. Tatkräftig unterstützt wird er dabei vom ADAC.

Besonders Baustellen und Suizidversuche von AutofahrerInnen seien schuld an den hohen Unfallzahlen, nicht aber zu hohes Tempo, sagt der ADAC. „Es gibt auch Unfälle dort, wo keine Baustellen sind“, kontert Karin Röpke, Sprecherin der Baubehörde. Und Suicidversuche — marginal. 1991 krachte es wegen gehäufter Bautätigkeit besonders oft. Doch auch in den „normalen“ Jahren liege die Zahl der Unfälle unverhältnismäßig hoch: bei 36 Unfällen im Jahr auf jedem Kilometer. Das Verwaltungsgericht Schleswig hat Tempo 100 schon bei einer Unfalldichte von etwa 6 Unfällen pro Kilometer und Jahr auf der A 7 zwischen Quickborn und Landesgrenze Hamburg angeordnet.

Grund für diese Unfallzahlen sind die häufigen Streifenwechsel auf der A 1 zwischen Bremer Kreuz und Brinkum: Auf den knapp 14 Kilometern git es fünf Abfahrten. Allein das Ein- und Ausfädeln verursacht viele Spurenwechsel. Dazu kommt noch der langsame Lkw-Verkehr. Problematisch ist das Spurenwechseln deshalb, weil auf den verschiedenen Spuren sehr unterschiedliche Geschwindigkeiten herrschen. Tempo 100 würde die Geschwindigkeit „harmonisieren“, Spurenwechsel seien dann nichtmehr so gefährlich, sagt Karin Röpke.

Doch allein schon der „Sättigungsgrad“ der A 1 reiche aus, um über Tempo 100 nachzudenken, findet die Baubehörde: Wenn alle Fahrzeuge den Sicherheitsabstand einhielten, könnten pro Stunde maximal 2.000 Pkw eine bestimmte Stelle passieren, auf der A 1 jedoch sind es in Spitzenzeiten bis zu 3.500. Mit anderen Worten: Die Autos fahren extrem dicht auf. Weiß man außerdem, daß bei 53 Prozent der Unfälle überhöhte Geschwindigkeit die Hauptursache war, dann, so die Baubehörde, kann man gegen ein Tempolimit eigentlich nichts mehr einzuwenden haben. Und wenn doch, so Staatsrat Jürgen Lüthge gestern pampig an die Adresse des ADAC, nehme man eine Gefährung von Leben und Gesundheit von Menschen in Kauf. cis