: Esplanade gerettet
■ Sony lenkt ein: Kaisersaal wird innerhalb des Gebäudes verlegt
Quasi „en passant“ wurde gestern der letzte Stolperstein, der einer Bebauung des Sony-Areals am Potsdamer Platz entgegensteht, aus dem Weg geräumt. Auf dem Flughafen Tegel trafen sich am Mittag Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer und Vertreter des Konzerns sowie der Chicagoer Architekt Helmut Jahn und klärten die noch offenen Fragen des Erhaltes des Esplanade. Das berühmte Gebäude hat als eines der wenigen Häuser den Zweiten Weltkrieg und die Abräumaktionen am Potsdamer Platz überstanden.
Beide Seiten kamen gestern überein, den Kaisersaal zu erhalten. Ursprünglich war in dem Entwurf von Jahn vorgesehen, diesen Teil des Esplanades abzureißen, da er in die zukünftige Führung der Potsdamer Straße reinragt. Als der Landesbeauftragte für Denkmalschutz in diesem Frühjahr davon erfuhr, schlug er Alarm. „Es ist fraglich, ob von dem Gebäude dann noch etwas übrig bleibt, was sich zu erhalten lohnt“, meinte seinerzeit ein Mitarbeiter der Behörde.
Nach längeren Beratungen lenkte Sony nun ein. Zukünftig wird das Esplanade in die Glasfront seiner Berliner Residenz eingebaut und als Fassade eines Hotels dienen. Der Kaisersaal wird abgetragen und an anderer Stelle des Hotelbaus mit all seinen Originalteilen wieder aufgebaut. Es wird sogar daran gedacht, den hochherrschaftlichen Toilettenbereich zu restaurieren.
Der Denkmalschützer war bei dem gestrigen Flughafengespräch zugegen und hat bereits sein O.K. gegeben. Die Vertreter von Sony werden nun die Pläne ihren Konzernbossen in Tokio unterbreiten. Hassemer hofft, daß diese von ihrer im letzten Monat beschlossenen Planung wieder abrücken und doch statt 1995 bereits ein Jahr früher mit dem Bau anfangen. Die Bebauungspläne werden nun fertiggestellt.
Hassemer geht davon aus, daß damit alle Probleme, die sich im Zusammenhang der Planungen am Potsdamer Platz ergeben haben, ausgeräumt sind. Für die Unterbringung der Lager der Staatsbibliothek werde genauso eine Lösung gefunden wie für den bislang mangelnden Schutz der Philharmonie vor dem nahe vorbeibrausenden Verkehr der Potsdamer Straße. dr
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