■ Press-Schlag: Treu und Glauben
Ein Platz auf dem Podium in Paris, unter den ersten drei also, ist das erklärte Ziel der meisten Spitzenfahrer der Tour de France; ein Platz auf dem Podium ist nach Meinung von Insidern auch das Äußerste, was Berlin im September erwarten kann, wenn in Monte Carlo die Olympischen Spiele des Jahres 2000 vergeben werden. Die Horror-Vision der Olympiasüchtigen von der Spree ist ein Scheitern gleich nach Brasilia, über dessen Konzept in dem jetzt veröffentlichten Bericht der Untersuchungskomission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ein vernichtendes Urteil gefällt wird.
Berlin kommt in dem IOC- Bericht ganz gut weg, etwa so wie Manchester, so daß der dritte Rang hinter Sydney und Peking nicht utopisch erscheint. Der Grund für die positive Bewertung liegt vor allem darin, daß die Kommission und ihr Vorsitzender Gunnar Ericsson der Berliner Olympiabande und ihrem Boß Diepgen so ziemlich alles glaubten, was diese daherfabulierten. Nachprüfbar seien die Behauptungen der Bewerber für sie ohnehin kaum, gab ein Kommissionsmitglied zu, also wurde brav verkündet, daß die Mehrheit der Bevölkerung hinter der Olympia-Bewerbung stehe, daß viele Sportstätten und das Olympische Dorf auch ohne den Zuschlag für das Jahr 2000 gebaut würden, daß der Olympia-Express nicht nur eine Schimäre sei, daß die Sicherheitsmaßnahmen „hervorragend“ wären und es sich bei der Olympiaopposition um eine unwichtige Minderheit handle. Nur beim umstrittenen Finanzierungskonzept, dessen Basis Münzeinnahmen in Höhe von 863,8 Mill. Dollar sind (Sydney: 18 Mio.; Manchester: 20 Mio.), meutert auch die IOC-Kommission und äußert „Bedenken und Vorbehalte“.
Probleme hat Berlins Olympialobby nun damit, wie sie den für sie relativ positiven Bericht propagandistisch nutzen soll. Hängt sie ihn nämlich allzu hoch, erklärt sie sich gegenüber Sydney praktisch für chancenlos: die australische Stadt erhielt exzellente Noten. Matti
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