: Streit um Modernisierung
■ In Charlottenburg sollen Mieter der GSW für Heizungen zahlen, die es gar nicht gibt / Gesellschaft räumt Fehler ein
Die MieterInnen im Landgerichtsviertel an der Charlottenburger Tegeler Straße sind sauer: Statt in den wohlverdienten Jahresurlaub zu fahren, hieß es, Anfang Juli die Reise zu stornieren und den Keller zu fegen. Letzteres jedenfalls verlangte der Vermieter der 20er-Jahre-Siedlung, die GSW, Berlins größte städtische Wohnungsbaugesellschaft. Der Grund: 1.000 Wohnungen um die Herschel-, Osnabrücker und Fabriciusstraße sollen an der Fernwärmenetz der BEWAG angeschlossen werden.
Bereits im März wurde den MieterInnen von vierzehn Häusern mitgeteilt, daß die Bauarbeiten zum Heizungseinbau im Juli und August stattfinden würden. „Viele Mieter mußten daraufhin ihre Jahresplanung ändern“, sagt Hans Karl Heinrich, der für die MieterInnen seines Hauses auf die Ankündigung zunächst mit einer umfassenden Mängelliste reagierte. Noch im Mai deutete nichts darauf hin, daß sich am Terminplan der GSW etwas ändern würde. Die MieterInnen wurden aufgefordert, ab Juni eine Heizkostenpauschale zu entrichten und die Kellerräume so zu entrümpeln, daß die Bauarbeiten zur Verlegung der Heizungsstränge erfolgen könnten. Doch nichts geschah.
Erst vor zwei Wochen schließlich erfuhren die Betroffenen, daß es sich der Vermieter anders überlegt habe: Die Modernisierungsarbeiten für die ersten 14 Häuser sollen sich nun bis Ende März 1994 hinziehen, und auf einer eilig einberufenen Versammlung wurde den Mietern entgegen ersten Empfehlungen geraten, nun doch Kohlen zu kaufen, aber in kleinen Mengen, damit der Keller zugänglich bleibe. „Ein Armutszeugnis für eine städtische Wohnungsbausgesellschaft“, meinte verärgert eine Mieterin, die bereits Kohlen im Wert von 150 Mark verschenkt hatte, und Hans Karl Heinrich forderte die GSW postwendend auf, die bereits bezahlten Heizkostenpauschalen zurückzuerstatten. Bisher hat er keine Antwort erhalten.
Zwar nicht den Mietern, aber der taz gegenüber versicherte nun der Sprecher der GSW, Bernhard Wolter, daß die Pauschalen selbstverständlich zurückbezahlt werden. Er bedaure die entstandenen Verzögerungen im Landgerichtsviertel, die Termine hätten von den beauftragten Firmen wegen Personalmangels nicht eingehalten werden können. Wolters wörtlich: „Ich bitte um Verständnis, daß es mit der Koordination nicht geklappt hat. Beim nächsten Bauabschnitt wird alles besser.“ Uwe Rada
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen