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"Allzeit bereit" im Schlamm

■ 6.000 PfadfinderInnen im verregneten Sommerlager bei Friedeburg

„Allzeit bereit“ im Schlamm

6 000 PfadfinderInnen im verregneten Sommerlager bei Friedeburg

Warme Pullover wurden gespendet, Decken ebenso angeboten wie Einladungen zu einem „Frühstück mit warmer Dusche“. Den 6 000 Pfadfindern aus 26 Ländern, die ihr Zeltlager bis zum 2. August in der Nähe von Friedeburg (Landkreis Wittmund) aufgeschlagen haben, tut die Anteilnahme der Einheimischen richtig gut. Seit acht Tagen versacken sie im Schlamm, den ausgiebige Regenfälle täglich tiefer werden lassen.

„Allzeit bereit!“ Der am Lagereingang wacheschiebende Berliner, den seine Kluft als „Wölflingsführer“ ausweist, zeigt auf die Gravur am Koppelschloß seines Gürtels. Das internationale Pfadfindermotto erlebt bei der Schlammschlacht in Ostfriesland eine Bewährungsprobe. Von der „liebevollen und herzlichen Aufnahme“ in der Region sprechen die Vorstände des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), der alle vier Jahre zu einem internationalen Lager einlädt.

Bundesvorvorsitzender Manfred Jiritschka (Hamburg) sieht hier eine Chance, Vorbehalte gegenüber Pfadfindern abzubauen. Ihr „Wirken im Verborgenen“ habe in der Öffentlichkeit häufig zu Mißverständnissen geführt. Daß die Pfadfinder wegen „äußerer Ähnlichkeiten“ — schwarze Zelte und Uniform zumindest oberhalb der Gürtellinie — gelegentlich mit rechtsradikalen Gruppierungen „in einen Topf geworfen werden“, macht sie betroffen.

Wer bei den Pfadfindern mitmache, sei nicht „gefährdet“, wird betont. Gern wird Ministerpräsident Gerhard Schröder zitiert, der Anfang der Woche eine Stunde lang durch den Schlamm stapfte und danach kundtat, daß seine Vorbehalte „eindruckvoll“ wiederlegt worden seien.

Dem Lagermotto „Über den Horizont“ sind meteorologische Grenzen gesetzt worden. Zwischen den Zelten der „Sippen“, wie die Pfadfinder-Kleinstgruppen heißen, scheint der Horizont sich dagegen mühelos erweitern zu lassen.

Karin Güthlein, dpa

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