: Dufte Typen, dicke Birne
■ Dielen abschleifen ist eigentlich kein Problem, wenn alle Tips beachtet werden
Gerade im Ostteil Berlins möchten immer weniger Mieter ihre alten Dielen mit Linoleum oder Teppichböden überklebt lassen, die hölzerne Pracht soll wieder wirken dürfen. Dazu müssen sie geschliffen werden, wofür keineswegs ein Facharbeiter in der Wohnung beschäftigt werden muß. „Kein Problem“, schätzt Andreas Schulze den Schwierigkeitsgrad für Laien ein. Über 25 Schleifmaschinen verleiht der Jungunternehmer im Prenzlauer Berg und im Friedrichshain, Interessierte gibt es genug. Kein Wunder, denn: „Wenn eine Firma das Schleifen übernimmt, dann wird das rund viermal so teuer“, so Schulze. Die Maschinen, die es in Berlin gebe, und die Leihpreise seien vergleichbar. Rechnen könne man mit etwa zehn bis zwölf Mark pro Quadratmeter für das Material, hinzu kämen etwa 25 Mark Leihgebühr für die Geräte.
Beruhigendes hat er für alle auf Lager, die noch unentschlossen sind: Wenn am bemalten Boden keine schadhaften Stellen zu entdecken seien, „dann droht auch unter der Farbe meistens keine böse Überraschung“. Schleifen ließen sich die Dielen fast immer; nur wenn das einzelne Brett kürzer als zwei Meter sei, so Schulzes Rat, lohne es sich eigentlich nicht.
Einen Rat gibt auch Verleiher Igor Janitzki aus Neukölln mit auf den Weg: „Man sollte auf jeden Fall den Nachbarn Bescheid sagen, denn der Krach dröhnt durch.“ Unmittelbar vor der Arbeit sollte der Boden gründlich gefegt, alle Nägel versenkt werden. Die ersten Schleifgänge sollten dann diagonal, also schräg zur Diele durchgeführt werden, um die Wölbungen des Holzes auszugleichen. Wichtig sei jedoch nicht nur das Werkzeug, warnt Janitzki: Gerade junge Männer fühlten sich oft als „dufte Typen“ und verzichteten auf Ohrenschützer oder Staubmaske: „Die bringen mir entweder hustend die Maschine zurück oder haben in zehn Jahren einen Gehörsturz.“
Beim Schleifen selbst gebe es selten Probleme, so Schulze, außer daß immer mal wieder „einer das Kabel durchsenst, einfach durch Unachtsamkeit“. Beim Lackieren seien Probleme jedoch häufiger, sind sich die beiden Verleiher einig: „Da wird viel zu oft gespart“, berichtet Schulze, dadurch laufe sich der Schutz schneller durch, das Holz verfärbe sich.
„Und da nehmen immer noch einige Lack mit Lösungsmitteln, weil sie glauben, daß der besser hält“, ärgert sich Janitzki: „Dabei sind heute viele Wasserlacke auf Acryl- oder PU-Basis stärker beanspruchbar.“ Ökologisch seien die Lacke mit Lösungsmitteln ohnehin nicht vertretbar, zudem könnten sie noch lange Kopfschmerzen bereiten: „Das macht dicke Birne.“ Christian Arns
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