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„Wenn, dann richtig“

■ Koalitionsgedankenspiele in Hamburgs SPD

Langsam aber sicher geraten auch die Sozialdemokraten ins Spekulieren. Während Hamburgs Abonnements-Regierungspartei in den vergangenen Wochen zumindest öffentlich strikt auf die „absolute Mehrheit“ setzte, besinnt man sich im Kurt-Schumacher-Haus allmählich darauf, daß die Wähler die SPD vielleicht doch zur Koalition verdonnern könnten. Erste Sozi-Option dann: Rot-Grün.

So direkt wollte Henning Voscherau gestern zum Presse-Auftakt der „heißen Wahlkampftage“ diese Präferenz zwar nicht bestätigen. Doch dem feinen Eiertänzchen – „entscheidend für eine Koalition ist nicht die Farbe, sondern der Inhalt“ – ließ der Bürgermeister dann doch eine, wenn auch sorgsam verhüllte, Prioritätenliste folgen.

Auf dem Weg zur Koalition mit der FDP, so Voscherau, sei mit der Wohnungspolitik ein „Riesenbrocken“ wegzuräumen. Bei GAL und CDU sieht er, man achte auf die Feinheiten, mit der Struktur- beziehungsweise der Schulpolitik nur „sehr große Brocken“ im Wege liegen. Bei den Christdemokraten käme aber erschwerend hinzu, daß man die Demokratieverstöße der CDU, die die Neuwahl erst nötig gemacht haben, „nicht noch prämieren dürfe“.

Und auch die persönliche Anwesenheit in einem rot-grünen Bündnis scheint Voscherau nach genauerer Analyse des Wählerbefindens (“Es steht Spitz auf Knopf“) keinen Schüttelfrost mehr über den Rücken zu jagen. Die verbliebene Koalitions-Hürde „es wird keine Anti-Voscherau-Politik mit mir als Aushängeschild geben“ ist da fast ebenso selbstverständlich wie das Festhalten an der bürgermeisterlichen Wahl-Empfehlung „rot pur“.

Bei soviel Voscherauscher Koalitions-Offenheit will natürlich auch die zweite Reihe nicht hinten anstehen. Signale für rot-grün kommen inzwischen auch aus den Führungszirkeln des Mitte-Rechts-Lagers. Zwar schweift der Blick von dort gelegentlich noch verstohlen zur FDP (“wenn die den Vogel vom Hof jagen“), macht man sich verschämt Gedanken über eine Große Koalition (“nur wenn's rechnerisch nicht anders geht“), aber vorstellen können sich die Herren aus Wandsbek und umzu einen rot-grünen Senat inzwischen auch (“wenn, dann richtig“).

Falls die gestern vorgestellten 31 verschiedenen Voscherau-Aussagen auf vier verschiedenen Voscherau-Plakaten (“Ich selber finde mich ausgesprochen gutaussehend“) ihre Wirkung verfehlen sollten, hat im Koalitions-Zweifelsfall aller Voraussicht nach die Basis das letzte Wort. Nach Parteichef Frahm und Fraktionschef Elste sprach sich auch Voscherau für ein Mitgliedervotum aus, allerdings nur, „wenn es auch etwas zu entscheiden gibt“. Uli Exner

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