: Spektakel gegen Weidemann III
■ Findorffer Beiratssitzung von UmweltschützerInnen gesprengt
Spektakel gegen Weidedamm III
Findorffer Beiratssitzung von UmweltschützerInnen gesprengt
Noch bevor Ortsamtsleiter Bernd Peters am Donnestag die Beiratssitzung in Findorff zum Thema Bebauung des Weidedamms III eröffnen konnte, ergriffen andere das Wort. Die Bürgerinitiative Grüner Weidedamm schüttete dem Beitrat kurzerhand eine Schubkarrenfuhre Erde in die Mitte des Sitzungssaals. Bunt verkleidet als Spekulanten, Blutsauger, Hexen und Gärtner nahm sich die Gruppe von etwa 50 Leuten Raum, um ihren Protest gegen die Bebauung des etwa 25 ha großen Areals auszudrücken. „Trouble in paradise“ nannten sie ihr vor versammeltem Beirat gespielten Stück, indem Spekulanten aggressiv den Beirat zur Abstimmung für eine Bebauung aufforderten. Viele aus der Initiative leben hier. Sie bangen nicht nur um ihren Wohnraum, sondern auch um die Tier- und Pflanzenwelt, die ihrer Meinung nach für gutbetuchte Eigenheim-Besitzer plattgemacht werden soll.
Der Beirat ließ das Spektakel schweigend und teilweise etwas hilflos dreinschauend über sich ergehen. Von einem „Spekulanten“ aufgefordert, doch mal einzuschreiten, antwortete ein SPD- Mann: “Nee, wieso, find ich schön“. Nachdem die Gruppe zu Bongo- und Gitarrenklängen das stimmungsvolle „Weidedamm- Lied“ zweimal gesungen hatte, schien ihr Pulver verschossen. Allgemeine Ratlosigkeit machte sich nun auch bei der Initiative breit. Ortsamtsleiter Peters sah die Zeit gekommen, sich bei den Leuten zu bedanken, „ganz toll“, und die Leute zu verabschieden.
Das wollten diese sich aber nicht gefallenlassen. So trugen sie dem Beirat die Tische weg und stellten die Mikrofonanlage ab. Letzte Versuche des Beirats, sich zur Sache zu äußern, wurden durch Zwischenrufe behindert, so daß der anscheinend auf die Störung vorbereitete Peters die Sitzung kurzentschlossen für nicht- öffentlich erklärte. Der Beirat rauschte daraufhin ab und tagte in einem anderen Raum.
Wie der zuständige Sachbearbeiter für Findorff, Reiner Bischoff, mitteilte, beriet der Beirat in dieser nicht-öffentlichen Sitzung lediglich über die weitere Vorgehensweise. „Der Bebauungsplan wurde nicht weiter besprochen. Das soll noch einmal in einer öffentlichen Sitzung, voraussichtlich am 13. September, versucht werden.“ Damit sollen auch die anderen BürgerInnen die Möglichkeit bekommen, sich zum Thema zu äußern. Angelika Schröder
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