Vorschlag

■ Mal was anderes im Künstlerhaus Bethanien

Akklimatisierung leichtgemacht: Normalerweise verschwinden die aus der Ferne eingeladenen Künstlerinnen und Künstler hinter ihren vier Atelierwänden und lassen sich erst am Ende des Jahres mit einer abschließenden Werkschau wieder in der Öffentlichkeit blicken. Das ist im Zeitalter der vorauseilenden Popularität anders. Von Beginn an sollen die Gäste während ihres Aufenthalts im Künstlerhaus Bethanien produzieren anstatt wie Mönche auf der Durchreise monatelang in ihren Zellen zu exilieren. Für alle Beteiligten steht daher das StudioIII für jeweils ein bis drei Tage zur Verfügung, an denen ihnen freie Hand bei der Verwaltung ihrer eigenen Interessen gewährt wird: Alyssa Deluccia etwa läßt als Kuratorin am 8.September den Saxophonisten Mack Goldsbury gemeinsam mit Hans Hartmann am Baß eine Session abhalten, Gabriele Konsor hat am folgenden Tag Helmut Höge zu einem Dia-Vortrag über Hausaltäre eingeladen. Ganz so selbstlos inszeniert das Bethanien allerdings die Vorabpräsentationen in Form von Begrüßungsparties nicht. Das Prinzip erinnert auch ein wenig an moderne Bäckereien, die mit Action-Backen vor Ort für die Qualität ihrer Produkte bürgen wollen. Echtheit ist wieder in Mode.

Doch in manchen Fällen wurde das Come Together ohne den Skeptiker geplant. Schon in der vergangenen Woche bekundete der Australier William Seeto sein Mißtrauen gegenüber den offenen Armen der Berliner Kulturinstitution und ließ sich „von Zuhause“ Telefaxe mit Instruktionen für die Installation anderer in Australien ansässiger Künstler schicken. Das eigene öffentliche Auftreten war damit erstmal aufgeschoben. Khani Kahnert geht vom kommenden Dienstag bis zum Donnerstag noch einen Schritt weiter und zeigt Fotos, die der Berliner Betriebstheoretiker und Meisterkurator Thomas Wulffen im Urlaub geschossen hat. So richtig ankommen will im Vorfeld des Atelierprogramms scheinbar keiner. Nur Aura Rosenberg und John Miller versuchen, bei dem von ihnen angezettelten „Friends' Meeting“ an diesem Wochenende eine ganze Reihe an Privatkontakten harmonisch zu einen. Dabei sind Fotokünstlerinnen wie Caroline Dlugos oder Nan Goldin, die Installationen des Kopystianski-Ehepaars oder die Museumsmodelle von Oliver Schwarz allerdings schon in dieser oder ähnlicher Konstellation gemeinsam zu sehen gewesen. Da wird die freudige Ankunft fast schon zum Beruf. Harald Fricke

„Mal was anderes“, bis zum 12. September mit wechselnden Ausstellungen, täglich außer Montag von 14-19 Uhr.