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Dalmatiens Strände sind leer

■ In den kroatischen Touristenhochburgen ist die zweite Saison ausgefallen und damit eine wichtige Einnahmequelle

Die einst bei Tausenden von Touristen beliebte Inselwelt Dalmatiens liegt im Sommer 1993 in tiefer Stille. Trotz aller Bemühungen der kroatischen Fremdenverkehrsverbände ist es nicht gelungen, etwa die deutschen und österreichischen Urlauber von der Sicherheit der Inseln zwischen den Küstenstädten Split und Dubrovnik zu überzeugen. Konnte der Tourismus auf der nördlich gelegenen Halbinsel Istrien noch halbwegs wiederbelebt werden, so bleiben Hoteliers und Privatvermieter südlich der militärischen und touristischen Frontlinie Zadar in diesem Jahr weitgehend allein.

„Das Mißtrauen der potentiellen Urlauber wegen des bosnischen Bürgerkriegs und auch wegen der ständigen Kämpfe bei Zadar an der kroatischen Küste beschert uns auch in diesem Jahr nur leere Betten“, klagt das Beherbergungsgewerbe auf den Inseln Hvar und Brac.

Die wenigen Urlauber auf den Inseln werden allenfalls vom Brummen der in Split stationierten Transportflugzeuge der UNO an das Blutvergießen auf dem Balkan erinnert. Das auf ein Minimum reduzierte Nachtleben wiederum richtet sich ebenfalls nach einer Facette des Bürgerkriegs: Pünktlich um Mitternacht übertönt das sonore Dröhnen der nach Bosnien fliegenden Transportmaschinen der USA, Deutschlands und Frankreichs die Geräuschkulisse in den wenigen, mäßig besuchten Lokalen – meist das Signal zum Aufbruch.

Voll belegte Hotels samt übervölkertem Strand sind meist provisorische Unterkünfte für Flüchtlinge des Bürgerkriegs. Kroaten aus Slawonien und Muslime aus Bosnien haben dort ein Obdach gefunden. Doch dem will die kroatische Regierung schnellstens ein Ende bereiten. Mit dem Hinweis auf dringend benötigte Kapazitäten für die nächste Saison sollen die Flüchtlinge schon bald irgendwohin auf das Festland verlegt werden.

Die einheimische Bevölkerung klagt bitter über diese nunmehr zweite Nullrunde im Fremdenverkehr, der neben der Fischerei zu ihren Haupteinnahmequellen zählt.

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