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Pizza, Pasta und Co.

■ Die regionale Küche spielt in Hamburgs italienischen Restaurants leider nur eine untergeordnete Rolle - aber es gibt Ausnahmen

„Essen gehen wir italienisch“ prangt neben anderen Insignien auf einem Plakat der Stadtwerbung GmbH, das verbohrte Deutschtümler in diesem Land auf die eingewanderten kulturellen Errungenschaften aufmerksam machen soll: Etwa den aus Israel importierten Messias, die lateinische Schrift, die arabischen Ziffern ... – oder eben Pizza, Pasta und Co.

Meistens, wenn uns notorische Kochfaulheit, kommunikative Bedürfnisse oder Ähnliches zwingen, außer Haus zu speisen und wir ein Restaurant italienischer Provenienz – gleich welcher Preisklasse – betreten, ist die Erwartungshaltung einigermaßen klar. Antipasti (Prosciutto con Melone, mariniertes Gemüse etc), eventuell Primo Piatti (Pasta), dann Hauptgericht (Scaloppine vielleicht) und schließlich das unvermeidliche Tiramisu oder Zuppa Inglese. Dazu ein guter Tropfen aus der Toskana. Italienische Nationalküche halt und für den urbanen Menschen so selbstverständlich wie für die Großeltern festtags der Braten.

Regionale Besonderheiten spielen in den in Hamburg ansässigen italienischen Restaurants eine untergeordnete Rolle. Es ist egal, ob der Wirt aus dem Aosta-Tal kommt oder aus Sizilien, der Gast wünscht schlicht italienische Kost – zur Not Spaghetti und Pizza.

Löbliche Ausnahmen, bei denen ein Gastronom sich auf seine regionale Küche besinnt, etwa Basilikum-Orgien zelebriert, wie es in Ligurien der Fall ist, oder sich weitgehend auf Gerichte der Emilia Romana beschränkt, sind selten, aber Gott sei Dank nicht unbekannt.

Konsequent wird der Gast im Gio's L'angulin mit der Küche des Trentino traktiert. Lasagne al forno, Pizza, Ossobuco ala Romana und andere Standards der gemeinhin als italienisch angesehenen Küche fehlen fast gänzlich. Die Schweiz ist eben näher als Rom. Einzig bei den Anti-Pasti wird eine Konzession gemacht, und das auf sehr erfreuliche Weise. Beim Parmaschinken wurde nicht gespart, die Melone hatte den richtigen Reifegrad, und die als Hommage an Hamburg gereichten, mit Rettich, Radieschen und Zwiebeln marinierten Nordseekrabben waren superb.

Auf Authentizität bedacht waren dann die Hauptgerichte, zu denen durchweg Rösti als Beilage gereicht wurden. Die massige Entenbrust, mit grünem Pfeffer und Orange, war vielleicht nicht ganz auf den Punkt gegart und für eine Person schlicht überdimensioniert, dafür überzeugten die Wildschweinmedaillons mit Pfifferlingen von der Tageskarte vollends. Die offenen Weine sind durchaus trinkbar. Höhere Erwartungen an die Getränke kann der Wirt, ein ausgesprochener Weinfetischist mit einem gutsortierten Keller, auch ohne weiteres erfüllen.

KaiRehländer

Gio's L'angulin, Ruhrstraße 6, Hamburg-Bahrenfeld

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