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Wieder da: das rotgrüne Gespenst

■ Nach der SPD greifen auch die Elb-Liberalen im Wahlkampfendspurt auf einen alten Bekannten zurück

Allmählich kriegen sie doch Muffensausen, die Hamburger Freidemokraten. Miese Wahlprognosen, eine Spitzenkandidatin ohne Fortune, sollten die Hamburger etwa doch ohne die FDP auskommen können? Nein, erklärten gestern unisono Frontfrau Gisela Wild und Wahlkampfmanager Wolfgang Bodeit und fügten auch gleich hinzu, wie sie die MitbürgerInnen davon in der kommenden Woche zu überzeugen gedenken.

Herausgeholt aus der politischen Mottenkiste haben die Freidemokraten zu diesem Zweck niemanden Geringeren als das gute alte rotgrüne Gespenst. Herzlich willkommen in Hamburg. In großen Lettern grüßt es ab sofort von den Werbetafeln: „Das beste Mittel gegen rot-grün heißt: blau-gelb.“

Für diejenigen, die sich nicht mehr erinnern, welch teuflische Wirkung das zwischenzeitlich etwas aus der Mode geratene Monster auf die Stadt haben würde, gibts außerdem noch Geschichts-Nachhilfe via Zeitungsanzeigen: „Eine Koalition aus Sozialbürokraten und grünen Ideologen führt geradewegs in (...) eine Lähmung der politischen Entscheidungen für Hamburg.“ Ogottogott.

Dann lieber FDP wählen, empfehlen Wild und Bodeit, nicht ohne sich anmerken zu lassen, daß da noch etwas ist, was die blaugelben Wahlchancen arg zu mindern droht. Die Statt-Partei des CDU-Aussteigers und Neuwahl-Erfechters Markus Wegner nämlich wildert ungerechterweise stärker in den Revieren der FDP als in jenen der CDU. Für Spitzenkandidatin Wild ergibt sich eine paradoxe Situation. Die politische Newcomerin, die nicht müde wird, ihr Image als Seiteneinsteigerin zu pflegen, muß sich im Wahlkampf-Endspurt mit jener Wählervereinigung anlegen, die das gleiche Bild von sich verbreitet.

Wenn die Abgrenzung zur Statt-Partei deshalb auch nicht gerade leicht fällt und zum rhetorischen Eiertanz gerät, auf der Spruchebene ist die FDP in dieser Auseinandersetzung durchaus auf der Höhe der Zeit: „Wir brauchen keine undurchsichtige Statt-Partei, sondern eine liberale Stadt-Partei.“ uex

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