„Handwerklich schlecht gemacht“

■ Senat hält Studie für wissenschaftlich mangelhaft

Die Berliner Umweltverwaltung hält die Sommersmog-Studie des Öko-Instituts für „eine handwerklich schlecht gemachte Arbeit“. Manfred Breitenkamp, Leiter des Referats Luftreinhaltung, beharrt darauf, bisher seien alle wissenschaftlichen Arbeiten – auch jene, auf die das Öko-Institut Bezug nimmt – zu dem Schluß gelangt, daß der wesentliche Anteil von Ozon und die Vorläuferschadstoffe über Tausende von Kilometern herantransportiert werden.

Zwar sei auch Berlin selbst eine erhebliche Ozonquelle, räumt Breitenkamp ein, doch bis sich dieses Ozon bilde, habe der Wind die Berliner Schadstoffe meilenweit weggetragen. Ein totales Fahrverbot innerhalb Berlins – bei dem nicht einmal BVG-Busse, Taxis, Polizei und Krankenwagen fahren dürften – könne die Ozonwerte deshalb nur um fünf Prozent senken. Deshalb seien nur bundesweite Verkehrseinschränkungen sinnvoll.

Laut Breitenkamp sei es seit 1990 nur ein einziges Mal zu der Situation gekommen, daß ein Fahrverbot gegen Sommersmog geholfen hätte. Am 29. Juli 1990 habe sich der sehr schwache Wind über Berlin um 180 Grad gedreht, so daß die von Berliner Autos und Kraftwerken ozonbildenden Schadstoffe zwölf Stunden über der Stadt verweilten. Doch um ein Fahrverbot zu verhängen, hätte die Verwaltung die Situation voraussagen müssen. Dies sei, so Breitenkamp, entgegen der Behauptung des Öko-Instituts in Berlin nicht möglich. Die Umweltverwaltung habe bereits mehrmals versucht, Ozonkonzentrationen vorherzusagen, doch die Vorhersagen seien häufig nicht annähernd eingetreten.

Breitenkamp sieht sich mit seinen Thesen auch durch die Umweltpolitik von Hessen bestätigt. Das Bundesland hat bereits eine Sommersmog-Verordnung erlassen und hat damit eine Vorreiter- Rolle gegen Ozon eingenommen. Nach dieser Verordnung wird ein flächendeckendes Tempolimit verhängt, wenn drei Meßstationen über 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft registrieren. Weil diese Stationen aber mindestens 50 Kilometer auseinanderliegen müssen, schließt Breitenkamp, gehen auch die Hessen davon aus, daß kleinräumige Messungen zu ungenau sind und kleinräumige Maßnahmen kaum etwas bewirken.

Obwohl der Leiter des Referats Luftreinhaltung sich seiner Sache sicher ist, sei er „sehr gespannt“ auf die Ergebnisse des Modellversuchs in Heilbronn gewesen. Dort waren für mehrere Wochenenden ähnliche Maßnahmen vorgesehen, wie sie die Grünen für Berlin fordern. Doch weil jedes Mal das Wetter nicht mitgespielt hatte, konnte der Heilbronner Versuch bisher nicht durchgeführt werden. Breitenkamp hält Heilbronn als Testort für besonders sinnvoll, weil im Gegensatz zu Berlin die Schadstoffe dort nicht so schnell abtransportiert würden. Die Wirkung von Verkehrseinschränkungen wäre in Heilbronn daher eindeutiger nachzuvollziehen. Dirk Wildt