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■ urdrü's wahre KolumneKruzifixe mit Knöpsken

urdrü's wahre Kolumne

Kruzifixe mit Knöpsken

Ein gackernder Pulk frohwüchsiger Landfrauen, durch Mundartanalyse dem Münsterländischen zuzuordnen, vertrieb sich gestern morgen die Wartezeit auf die Bremen-Hostess mit Leutekucken:“Marta hol dat Bolzenschußgerät ausse Handtasche!“ kreischt's da plötzlich auf. „Son Dreck gibtet bei uns nichma in Schweinestall“. Ziemlich ängstlich hastet der so diskriminierte Stadtstreicher davon und ein anderes Milchmädchen plärrt hinterdrein „Da sieht man, wat 4O Jahre Sozjalismus bedeuten in eine Stadt!“ Auf die Frage, ob hier eventuell die NS- Frauenschaft Telgte auf Reisen sei, kommt die beruhigende Antwort „Nä, wir sind alle gutkatholisch“. Und dann fallen die Damen noch kurz im Sexshop der Jagdfliegerin Beate Uhse ein: Wahrscheinlich gibt's da jetzt Kruzifixe mit Knöpsken dran. Ein Druck — und schon aufersteht der Lümmel des Herrn. Dann lacht der grüne Plan sich schwarz.

So lacht man bei Familie Laubfrosch im Bündnis 9O. Der Landesverband Niedersachsen kolportiert in seiner Mitgliederzeitschrift vom Landesparteitag: „Alle Delegierten schmunzelten, als sie den Spitzenkandidaten der CDU, den 33jährigen Christian Wulff, als Traumkandidaten aller Schwiegermütter charakterisierten.“ Tja, da schmunzelt ihr. Schmunzelt! Sowas finde ich eigentlich ziemlich widerlich. Und wenig attraktiv und dabei preiswert, eyboahey!

Hochkarätige Schnarchsäcke saßen ein ums anderemal kostenträchtig zusammen, um ein müdes Brevier von Abgedroschenheiten zu fabrizieren und alsKommission Bremen 2OOO jetzt unter dem Titel „Umdenken“ vorzustellen. Falls für solcherlei Vorwand zum Abholzen von Bäumen mal wieder Text benötigt wird: Beim bewährten mittelstandspolitischen Ghostwriter kostet sowas über'n Daumen gepeilt drei bis vier Mille. Und gegen Aufpreis wird noch das Aufsagen mit Betonung eingeübt. (Verbindung stellt Endesunterzeichneter gern und provisionsfrei her).

Einen wunderschönen Satz lasen wir in einer hiesigen Gesellschaftskolumne über einen lustigen Abend im Hotel Maritim: „1985 hat mir der Astrologe Alexander Morin einen Herzinfarkt vorausgesagt, sechs Wochen später war es soweit“, schwärmt Deutschlands Künstleragent Nr. 1 Pal Berkovics von den Prognosen des Bremers. So gefällt' s!

Lieber sozialistische Experimente als großdeutsche Katastrophen: Spuckis mit ungefähr diesem Slogan werden derzeit von der offenbar immer noch real existierenden FDJ hier und dort hingeklebt. Ein hiesiger Bürger versuchte dieser Tage, einen solchen Aufkleber von der Rückseite eines Verkehrsschilds in Domnähe zu entfernen. Zwei angetrunkene Spätheimkehrer aus der mit Recht sehr beliebten Alten Bierstube, stellten ihn zur Rede, wiel sie diese Fläche eigens beim Stadtamt angemietet hätten. „Das gibt es doch nur in Bremen“, empörte sich der destruktive Eingeborene, versicherte dann aber, unter diesen Umständen für den Schaden aufzukommen. Ein 5 Mark-Stück kann jetzt bei mir gegen Nachweis der Zuständigkeit abgeholt werden. Bitte im Blauhemd mit Sonne!

Herzliche Empfehlung: Gehns doch bittschön alle, wirklich alle, zum Sonntagskonzert der Kelly-Family auf den Domshof. Es ist einfach zu und zu schööön... Ulrich Reineking Drügemöller

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