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Heavy-Metal und Ethno-Pop

■ Berufsschule für Metalltechnik feierte ohne richtige Musik

Das einzige, das an die ursprüngliche Idee eines „integrativen Festes“ und das Miteinander von ausländischen und deutschen Schülern erinnerte, war der „Türkische Teller“ am Imbiss-Stand. Denn Schulleiter Alfred Schneider hatte den geplanten Auftritt der Gruppe Iki Dünya abgesagt. So fand gestern ein stinknormales Hoffest auf dem Schulhof der Berufsschule für Metalltechnik statt.

„Was soll das“, fragte ein Schüler irritiert, als sich ein Tänzer zu Klängen des Klaviers elegisch über den Hof bewegte. Es war eines dieser typischen Einweihungsfeste: Eine Rede von Bildungssenator Henning Scherf auf den neuen Erweiterungsbau der Schule und weitere Reden, anschließend traten einige versprengte Kleinkünstler und eine Volkstanzgruppe auf. Von den 280 SchülerInnen versammelte sich bald nur noch ein Drittel vor der Bühne.

Dabei hätte alles so schön werden können, sinnierten die ursprünglichen Organisatoren. Es war ihnen gelungen, die deutsch- türkische Ethno-Pop-Gruppe Iki Dünya (zu deutsch: Zwei Welten) für das Fest zu verpflichten. Die Jugendfreizeitheime in Gröpelingen, Walle und Oslebshausen sollten mit einbezogen werden, man wollte mit Stadtteilwerbung deutsche und ausländische Jugendliche auch von außerhalb der Schule zum Fest einladen. Ab 16.00 Uhr bis abends hätte die Party an einem Tag der Offenen Tür auf dem Schulgelände in der Reiherstraße in Gröpelingen stattfinden können.

Der Schulleiter war zunächst begeistert. SchülerInnen beschwerten sich, daß die Gruppe zu links sei. Auch aus der Lehrerschaft kam das Argument, daß bei einem Auftritt von Iki Dünya mit „Störungen“ gerechnet werden müsse, da einige der Metall- SchülerInnen den „Grauen Wölfen“ zugerechnet werden. Die Berufsschule hat einen Ausländeranteil von 70 Prozent mit SchülerInnen aus 10 Nationen. Schulleiter Schneider zog die Erlaubnis zurück. Natürlich hätten sie Schwierigkeiten mit Gewalt, räumt er ein, versteckt sich aber hinter der Aussage der „finanziellen Not“. „Wir hätten Iki Dünya nicht bezahlen können“. Schneider war jedoch bekannt, daß die Organisatoren, zwei Berufschullehrer der Metall-Schule, das Geld für die Band aus eigener Tasche ausgelegt hätten.

Das Fest hätte eine Gelegenheit werden können, die Verbindung zwischen Schule und den umliegenden Freizeitheimen herzustellen und den Jugendlichen bessere Anbindungsmöglichkeiten zu geben. Hier ist eine Chance verpaßt worden, finden die beiden Organisatoren. vivA

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