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Medienrat kuscht vor Kommerzfunk

■ Frequenzvergabe für Privatsender erneut verschoben

Der Medienrat erhörte den Appell von drei Berliner Kommerzwellen: Berliner Rundfunk, 104.6 RTL und Hundert,6 hatten vergangene Woche in seltener Einheit von der Medienanstalt gefordert, die Zulassung neuer Sender zunächst auszusetzen. Das Werbevolumen reiche nicht mehr aus: Mit neuen Sendern drohe eine Pleitewelle. Die MABB werde dann vom „Vielfalts- und Pluralitätsansatz her gesehen arbeitslos“, warnte Claudio Funke, Chef des Berliner Rundfunks.

Das wollten die Medienräte nicht und entschieden auf ihrer Sitzung diese Woche nur eine nochmalige Verschiebung der Frequenzvergabe. Aus technischen Gründen, wie die Anstalt mitteilte. Ansonsten bleibe es aber dabei: Für die Berliner Frequenzen sind „Radio 50 Plus“, „Radio Concept“ (ursprünglich: „Radio Flamingo“) und das Hamburger Klassikradio in Aussicht genommen, für die Brandenburger Frequenzkette die Landeswelle Brandenburg von Medienberater Hermann Stümpert. Denn der hat die Auflagen der Medienratssitzung weitgehend erfüllt. Einzig Gesellschafterverträge, Finanzplanungen und „qualifizierte Hörfunkjournalisten“ als Programmchefs fehlten noch für die Lizenzvergabe.

Während Stümpert aufatmen kann, stößt den anderen drei Bewerbern der Medienratsspruch bitter auf. Peter Bosse, oberster Seniorenfunker bei „Radio 50 Plus“, unterstellt dem Medienrat mit der Vergabe so lange zu warten, „bis wir alle pleite sind“. Auch das sich zum bundesweiten Sender entwickelnde Klassikradio stöhnt. Für 30.000 Mark hatte Chefin Ingrid Rossen bereits Werbefläche in Berlin gebucht. Besonders schlimm hat es „Radio Concept“ erwischt, hinter dem Konzertveranstalter Peter Schwenkow steht. Programmchef Thomas Dittrich spricht von Verlusten in siebenstelliger Höhe, die durch die dreimalige Verschiebung aufgelaufen seien. Seit 1. Juli habe er mehrere Mitarbeiter unter Vertrag, die er bezahlen müsse. Frank Sturm

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