: Mit Anti-Parolen über die Ein-Prozent-Hürde
■ Die „Linke Alternative/Wehrt Euch“ ist mit ihrem Wahlerfolg hochzufrieden Von Florian Marten
Das Breitwandbündnis der echten Hamburger Linksorganisationen, die Volksfront „Linke Alternative/Wehrt Euch“, ist zufrieden. Es sei „erfreulich, daß unsere deutlich gegen den Zeitgeist gerichteten politischen Inhalte (Antinationalismus, Antikapitalismus, Antimilitarismus, Antipatriarchialismis, Antifaschismus) immerhin von 0,5 Prozent der Bevölkerung gewählt wurden“, heißt es in einer ersten Wahlanalyse.
Das ist nicht zu unterschätzen: Genau 4312 Stimmen vereinte die authentische Linke auf sich, immerhin deutlich mehr als so renommierte und lang eingeführte Organisationen wie „Für Kinder“ (3977 Stimmen), „Mut“ (2430) oder „Das Naturgesetz“ (1699). Im Stadtteil Moorburg wurde mit 4 Stimmen sogar die 1-Prozenthürde locker übersprungen (1,1%), in Altona-Nord verhalfen 135 Stimmen zum Landesrekord von 2,1 Prozent.
Auf diesen hochprozentigen Lorbeeren will sich die Vereinigung von Lesben (e.V.), echten Kommunisten (DKP, MLPD, PDS) und anderen Linken (Volksfront, VVN, AL, BWK) nicht ausruhen. Mit einem Schuß von Selbstbescheidenheit geht der Blick unbeirrt nach vorn: „Obwohl wir unser Bündnis nicht für ein bundesweites Modell halten, werden wir aufgrund der guten bisherigen Zusammenarbeit gerade jetzt weitermachen.“
Es gibt viel zu tun: „Wir werden die kommenden Koalitionsränkespiele nicht zuletzt durch öffentliche Aktionen kritisch begleiten.“ Schon der Wahlkampf habe gezeigt, welche entscheidende gesellschaftsprägende Kraft dem Bündnis innewohne. Schließlich hat die LA/WE den Einzug der Reps ins Parlament verhindert: „Wir begrüßen, daß durch die von uns forcierte offensive Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Rassimus erreicht wurde, daß faschistische Parteien wie DVU und Reps nicht in der Hamburger Bürgerschaft vertreten sein werden.“
Diese erfolgreiche Arbeit wird fortgesetzt. Das „gesellschaftliche Klima“ und der „Zeitgeist“ werden frontal angegangen: „Hier muß eine entschlossene Umkehr erzwungen werden, was derzeit nur außerparlamentarisch erarbeitet werden kann.“ Auch wenn heute keine 20.000 Exemplare des Massenorgans „Arbeiterkampf“ abgesetzt werden wie in der vorrevolutionären Phase der 70er Jahre und die DKP-Kartei keine 6.000 Mitgliederkarten mehr umfaßt: Hamburg, die Stadt Ernst Thälmanns bleibt ihren Wurzeln treu.
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