: Schwarzfahrer abgeschoben
Sieben angebliche Olympiagegner aus Monaco abgeschoben / Auch Schwimmerin Franziska van Almsick Opfer der Sicherheitsmanie ■ Aus Monte Carlo Uwe Rada
Sieben Berliner Olympiagegner wurden aus Monaco abgeschoben. Sie waren zuvor 18 bis 20 Stunden von der monegassischen Polizei festgehalten worden. Der Vorwurf: Konflikte mit der deutschen Justiz. Die Zusammenarbeit mit der deutschen Polizei, hieß es dazu vorgestern in einem Kommuniqué der monegassischen Polizei, habe zur Ausweisung von Personen geführt, die als einschlägige Gewalttäter und Extremisten bekannt seien.
Welcher Art dieser Extremismus ist, erfuhren zwei der Festgenommenen von den Beamten aus Monaco: Sie hätten, wurde ihnen nach Rücksprache mit der Berliner Polizei vorgehalten, ohne zu zahlen öffentliche Verkehrsmittel benutzt oder Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruch gehabt. Bei drei Personen war die Amtshilfe der Berliner Polizei freilich ergebnislos. Ihnen wurde von den Monegassen schließlich vorgeworfen, mit Personen angereist zu sein, die als Straftäter bekannt seien.
Fünf der sieben waren am Sonntag abend mit einem Polo mit deutschem Kennzeichen nach Monaco gefahren. Kurz hinter der Grenze, erklärten sie der taz, seien sie angehalten und der Wagen ohne Ergebnis durchsucht worden. Nach einer Personalienkontrolle, habe man ihnen mitgeteilt, würden sie die Weiterfahrt antreten können. Doch der Datenabgleich mit der Berliner Polizei führte geradezu ins monegassische Polizeipräsidium.
Dort, so die Festgenommenen, habe man ihnen mitgeteilt, daß eine nähere Überprüfung der Vorwürfe in Berlin erst am nächsten Morgen vorgenommen werden könne. Ohne zu essen bekommen zu haben, seien sie bis zum nächsten Morgen verhört und dabei als „Terroristen“ beschimpft worden. Nach 18 Stunden wären sie schließlich an die französische Grenze gebracht und abgeschoben worden. Wenn sie erneut monegassisches Territorium beträten, so wurde ihnen gesagt, würden sie für drei Monate hinter Gitter wandern. Freigestellt wurde ihnen jedoch, beim Prinzen von Monaco Einspruch zu erheben.
Die monegassische Polizei wollte die Abschiebung gestern ebensowenig bestätigen wie die kurzzeitige Festnahme zweiter GegnerInnen der Pekinger Bewerbung, die der „Kampagne für Tibet“ angehören. Weil sie vor dem Kongreßzentrum die tibetische Fahne gehißt hatten, erklärte ein Mitglied der Kampagne, wären sie drei Stunden festgehalten und verhört worden.
Unterdessen wurde auch Schwimmsternchen Franziska van Almsick Opfer der hiesigen Sicherheitsmanie. Almsick, die am Donnerstag morgen unter anderem mit Bürgermeister Diepgen die Berliner Bewerbung reibungslos präsentieren soll, wurde am späten Dienstag abend auf der Fahrt nach Monte Carlo angehalten und von der Polizei kontrolliert. Der Grund: Die potentielle Olympiagegnerin war mit einem Auto mit Berliner Kennzeichen unterwegs, trug Jeans und Lederjacke und war auf ihrem Paßbild nicht sofort zu identifizieren. Angesichts dieser Begrüßung, so hieß es, sei Franziska van Almsick „ganz aufgelöst“ gewesen.
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