: Männer gegen Männergewalt
■ Mit Vorträgen, einer Ausstellung und einem Aktionstag will die Beratungsstelle "Mannege" auf männliche Gewalt aufmerksam machen und sie bekämpfen / Männer haben keine Konfliktbewältigung gelernt
„Männer sind oft nicht nur unfähig, sondern auch unwillig, an ihrer Gewalt zu arbeiten.“ Doch das sei dringend notwendig, meint der Psychologe Wilfried Wieck. Genau darauf will die Kampagne „Männer ent-decken Gewalt“ der Männerberatungsstelle „Mannege“ aufmerksam machen.
„90 Prozent aller Gewalttaten gehen von Männern aus“, sagt Mannege-Mann Wolf-Peter Pohling. „Deshalb ist Gewalt Männergewalt, und wir wollen klären, wo sie herkommt, und ihre Rolle bei der männlichen Sozialisation aufzeigen.“ In einer Veranstaltungsreihe soll es aber nicht nur um das Handeln des einzelnen Mannes, sondern auch um gesellschaftliche Strukturen gehen. „Außerdem wollen wir zeigen, daß sich auch Männer empören über häusliche Gewalt.“
Dazu gab Wiecks Vortrag über „Verwöhnung und Gewalt“ den Auftakt. Die Kombination der beiden sei kennzeichnend für die Erziehung in unserer Gesellschaft, und die mache Jungen eben zu Männern: angeblich stark und angstlos, aber auch konfliktunfähig und gewalttätig. Die Gewalt der Väter, körper- und seelenverletzend, sei dabei ein Teil, Verwöhnung der andere: Jungen und Männer werden geschont und schonen sich selbst, werden nicht gefordert und fordern sich auch nicht. Männer setzen sich nicht auseinander, benennen keine Konflikte, reden nicht über Bedürfnisse oder Ängste – soziale Belange sind eben Frauensache. So lernen Jungen nicht die Bewältigung von Problemen oder Konflikten, denn dafür haben sie die Mütter. „Verwöhnte Jungen erwarten dasselbe von der Partnerin, weil sie es auch beim Vater nicht anders gesehen haben“, folgert Wieck. Statt dessen wird verdrängt, Ängste und Bedürfnisse brodeln im Unterbewußten und werden durch Gewalt kompensiert. Deshalb stehe für die Männer, so der Therapeut Wieck, die Arbeit am Unbewußten an, an den eigenen Gefühlen, ihrer Verdrängung und Kompensation. Doch das sei strapaziös und schmerzhaft. Die eigene Geschichte in der Familie müsse aufgearbeitet werden, außerdem brauche es eine neue männliche Identität. „Dabei dürfen wir Männer eben nicht wieder auf die Frauen zurückgreifen.“
So psychologisch wie am ersten Abend bleibt die Vortragsreihe nicht. Heute geht es um Krieg und Männlichkeit, außerdem sind unter anderem Veranstaltungen zu Gewalt gegen Schwule, Rassismus und Männlichkeit und Jungengewalt geplant. Zu der Kampagne gehört außerdem die Ausstellung „MännerGewalt“ im Bezirksamt Mitte. Sabine am Orde
„Krieg und Männlichkeit“, ein Vortrag von Sergio di Fusco und Will Firth, heute um 19 Uhr im Haus der Demokratie, Friedrichstraße 165, 10117 Mitte. Die Ausstellung „MännerGewalt“ ist bis zum 31. Oktober montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr im Bezirksamt Mitte, Alexanderplatz 1 zu sehen. Weitere Informationen bei Mannege e.V., Friedrichstraße 165, 10117 Mitte, Tel. 208 21 57.
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