Steffen I. von Bayerns Gnaden Von Thomas Pampuch

Wer in der CSU was wird, der braucht niemanden mehr zu fürchten in der Welt, denn die schlimmsten Gegner hat er entweder hinter oder direkt um sich. Über die „politischen Gegner“ aus anderen Parteien kann ein gestandenes Mannsbild des Zwietrachtenvereins CSU, wo der Dolch im Gewande zum Parteioutfit gehört, deshalb nur lachen.

Politische Schulung wird bei den Christsozialen nicht auf Seminaren betrieben, sondern in der Praxis des parteiinternen Dschungelkampfes, bei dem alles erlaubt ist. Das stählt, schafft gelegentlich natürlich auch Freunde – (bayr.: Amigos) – und hat zu jener wendigen Hinterfotzigkeit geführt, die fast jeden besseren CSU-Landrat, allein schon vom Killerinstinkt her, all den anderen trüben Tassen der deutschen Politik weitaus überlegen macht. Außerdem gibt der Erfolg – jahrzehntelange Alleinherrschaft der Staatspartei – ihrem brutalen „survival of the shittiest“- Prinzip irgendwie recht. Auf jeden Fall aber hüte sich jeder, der von einem aus diesem Haufen an die Brust gedrückt wird.

Genau das aber widerfuhr jenem unbekannten Wesen aus dem Sächsischen, das – Launenspiel der Politik – plötzlich als präsidentiabel gehandelt wird. Nun sollte es eigentlich niemanden verwundern, daß die Kampferfahrung bayrischer CSU-Häuptlinge einen zu Höherem ausgerufenen Nobody schon faszinieren kann. Denn wo könnte ein direkt dem Mußtopf entstiegener Bläßling wie Steffen Heitmann das harte Geschäft westdeutscher Politik besser lernen als bei den bayrischen Sauhunden?

Also reiste er nach München, „zum gegenseitigen Kennenlernen“, wie verlautbart wurde. Nun hat er sie kennengelernt – und einen Schnellkurs in politischem Karate hat er auch bekommen.

Seine bayrischen Gastgeber probierten nämlich gleich die „Tenno-Variante“ an ihm aus, die sie selbst erst zwei Tage zuvor von seiner japanischen Durchlaucht gelernt hatten.

Vom Tenno war das Gerücht gegangen, daß er als eine Art Gott mit Sterblichen nicht reden würde. „Sauber“, sagten sich die christlichen bayrischen Kurfürsten, „das machen wir mit dem Heitmann genauso. Erstens verzapft er dann keinen eigenen Blödsinn, und zweitens können wir dafür den unseren hinaus ins Land posaunen, und alle hören zu. Hat nicht schon der alte Strauß selig gesagt, ihm sei es egal, wer unter ihm Kanzler ist? So wollen wir es mit dem neuen Präsidenten halten.“

Und so verpaßten sie dem Gast zum Ärger und Hohngelächter der anwesenden Journalisten einen Maulkorb. Er durfte nicht frei sprechen, keiner durfte ihn was fragen. Waigel und Stoiber nahmen die Sache höchstselbst in die Hand und erläuterten, was an dem sächsischen Ölgötzen so alles dran sei.

So hatte alles seine Ordnung, und bis der Sachsenkaiser von Bayerns Gnaden das CSU- Grundsatzprogramm auswendig kann, brennt erst mal nichts an. Als kleine Übung durfte Heitmann zum Schluß schon mal einen Diener machen und was vom „Partnerland Bayern“ aufsagen.

Böser hat es bisher kein politischer Gegner mit dem armen Steffen getrieben. Aber vermutlich hat er das gar nicht gemerkt und ist jetzt mächtig stolz auf seine starken bayrischen Freunde.