80.000 Kumpel gegen Zechenschließungen

■ Bergwerk Monopol besetzt / Kreuzungen und Bahnübergänge blockiert

Bochum (AP/dpa/taz) – Die Welle von Protesten gegen geplante Zechen-Stillegungen hat am Mittwoch das gesamte Ruhrgebiet erfaßt. Mit Arbeitsniederlegungen, Straßenblockaden und der Besetzung von Bahnübergängen protestierten rund 80.000 Bergleute gegen drohende Zechenschließungen und das Bonner Zögern bei der Umsetzung der Subventionszusagen für den Bergbau. Die IG Bergbau und Energie berichtete in Bochum, in fast allen Zechen des Ruhrgebiets und in den Zentralwerkstätten der Ruhrkohle AG hätten die Beschäftigten die Arbeit niedergelegt.

Die Kumpel blockierten Bundesstraßen und Kreuzungen, besetzten Bahnübergänge und demonstrierten vor den Rathäusern verschiedener Ruhrgebietsstädte. In Dortmund mußte die Polizei am Vormittag vorsorglich das Autobahnkreuz Dortmund Nord/Ost für eine halbe Stunde sperren, weil die Bergleute drohten, die Autobahn A2 zu blockieren. In Ahlen, wo sich mehr mehrere tausend Bergleute an den Protestaktionen beteiligten, riet die Polizei Autofahrern, das Stadtgebiet zu umfahren. In Gelsenkirchen-Buer sperrten die Kumpel mit einer Werkslok an einem Bahnübergang eine Hauptdurchgangsstraße. In einigen Zechen soll der Protest 24 Stunden lang dauern.

Die Bergleute der Zeche Monopol in Bergkamen hielten auch am Mittwoch weiter die Schachtanlage besetzt. Mehr als 50 Bergleute verbrachten die Nacht aus Protest gegen die Stillegungspläne der Ruhrkohle AG in 960 Meter Tiefe. Mehrere tausend Kumpel demonstrierten vor den verschlossenen Zechentoren.

Auslöser der Protestaktionen war das Bekanntwerden von Plänen der Ruhrkohle AG, das Bergwerk Monopol wegen der gesunkenen Nachfrage zum Jahresende stillzulegen und die Förderung in den Zechen Heinrich Robert in Hamm und Hugo/Consolidation in Gelsenkirchen deutlich zu reduzieren. Dies würde laut Ruhrkohle AG den Verlust von rund 6.000 Arbeitsplätzen bedeuten. Insgesamt will die Ruhrkohle AG nach eigenen Angaben 1993/94 wegen der Absatzkrise 18.000 der knapp 80.000 Arbeitsplätze im Bergbaubereich abbauen.

Immer wieder forderten die Bergleute bei ihren Demonstrationen eine sichere Zukunftsperspektive für den deutschen Bergbau. Im Mittelpunkt steht dabei die Forderung nach einer Nachfolgeregelung für den 1995 auslaufenden Jahrhundertvertrag über die Steinkohleverstromung. Der Bergbau liefert derzeit rund zwei Drittel seiner Produktion an die Kraftwerke. Um dies für die Zukunft zu sichern, müßte jedoch noch in diesem Jahr eine Entscheidung über die künftige Form der Kohlesubventionierung fallen. klh