■ Urdrüs wahre Kolumne: Walle bleibt Arschkrampen-frei!
Urdrüs wahre Kolumne
Walle bleibt Arschkrampen-frei!
Tekk-Tekk-Tekkno! Wo immer derzeit versoffene Hausmeister- Typen in feuchten Fabriketagen ihre dumpfe Klangwüste als Partyteppich ausrollen, werden diese epileptischen Events auf bremischen Schaltkästen oder Kneipenklos unter dem Motto angekündigt „Tanzen bis der Doktor kommt!“ Das erstemal läßt man derlei Dummschnack noch durchgehen, doch beim fünften Mal gestehen wir diesen Veitstänzern auf dem erloschenen Vulkan synthetischer Leidenschaft: „Ihr seid sowas von bescheuert, daß man neben euch Heino für den Grandfather of Soul hält!“
Apropos bescheuert...Die hiesige Christenunion begeht das nationale Desaster, das uns die Schilddrüse von Steffen Heitmann als präsidiables Hirn serviert, am 2. Oktober im Congress Centrum Bremen mit einer Feier in den Tag der deutschen Einheit hinein. Und läßt keineswegs die Spreewaldlerchen in gesteifter Klöppelspitze antanzen, sondern die nackerten Mädchen der Showtruppe FIESTA TROPICAL, weil: Barbusig mit brauner Haut war schon zu Kaisers Zeiten als Wichsvorlage im gymnasialen Erdkundeunterricht im Teilgebiet Völkerkunde erlaubt.
Tausendmal totgesagt, ist doch DAS VOLK die treibende Kraft der Geschichte! Drückt uns doch eine mit allen Insignien der unterbezahlten Teilzeitverkäuferin ausgestattete Mittfünfzigerin an der Bushaltestelle ihren Fahrschein in die Hand: „Könnse noch mit weiterfahrn, bin eben ausgestiegen.“ Als Django mit Monatskarte konnten wir das Tickett zwar nur weiterreichen, aber: Solchen Menschen verleihen wir das Prädikat „Nette Leut von neben an“.
Um auch einmal klarzustellen, wen wir auf keinen Fall so auszeichnen würden, sei ein fotokopierter Aushang aus der Mozartstraße wiedergegeben: „Nettes Paar (Studienrätin/Kaufmann) sucht 4-Zimmer-Wohnung oder Haus im Viertel gegen 5.000 Mark Belohnung zu mieten. Bei Problemen mit den jetzigen Mietern können wir 3-Zimmer-Ersatzwohnung in Huchting anbieten!“ Ein nettes Paar — schon mal den Mitgliedsantrag für „Wir im Viertel“ ausgefüllt? Kommt bloß nicht nach Walle!
Ausgerechnet in der Hechelstraße in Blumenthal wollte das Amt für soziale Dienste jetzt in einem Einfamilienhaus eine Flüchtlingsfamilie unterbringen. Da hechelten die Anlieger flugs in den Beirat, um diese Unzumutbarkeit abzuwenden. Beiratssprecher Klausi P. machte sich das Anliegen prompt zu eigen und verlangt künftig Vorabinformationen auch bei der Belegung von einzelnen Wohnungen. Ich aber verlange vom Einwohnermeldeamt, mich künftig in Kenntnis zu setzen, wenn solche Arschkrampen sich in meiner Straße niederlassen wollen. Ist doch unzumutbar, konsaliklesende Möbel-auf-Raten- Käufer, Geländewagenfahrer und ADAC-Mitglieder als Nachbarn zu bekommen!
Wenn demnächst mal wieder ein hoffnungsvolles Zahnspangenkind unter die Räder eines Audi 80 kommt, sollten die Angehörigen die strafrechtliche Mitverantwortung des Unternehmens prüfen: Inseriert Audi doch seitengroßen „Werksunterstützung für den Breitensport. Neu: Audi 80 sport edition“. Sport ist auch hier wieder Mord! Ein verregnetes Cabrio-Wochenende im Stau wünscht allen Damen- und Herrenfahrern Ulrich Reineking-Drügemöller
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen