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Auf neuem Weg

■ Isabella Vértes stellte ihren ersten Spielplan für das EDT vor

Im Foyer des Ernst-Deutsch-Theaters waren die Stühle diesmal zur gegenüberliegenden Wand ausgerichtet – und daß dies auch eine Änderung in den Perspektiven des Theaters bedeuten könnte, wurde bald deutlich.

Nachdem Isabella Vértes seit letztem Oktober eine Spielzeit lang die Planungen Friedrich Schütters fortgeführt hatte, präsentiert sich die im August beginnende, erste von ihr selbst geplante 45. Spielzeit des Ernst-Deutsch-Theaters nun wie ein behutsamer Neuanfang – unter Wahrung traditioneller Gegebenheiten. „Die Abonennten, die teilweise seit Jahrzehnten Besucher sind, müssen erleben: Dies ist weiterhin unser Theater. Zugleich möchte ich aber auch ein jüngeres Publikum ansprechen“, erklärte Vértes, die die Saison - nach einem großen Theaterfest, das die Saison am 10. August eröffnen wird - gleich modern angehen läßt. Auf Klaus Pohls Wartesaal Deutschland/Stimmenreich, die Collage aus west- und ostdeutschen Geschichten, Biographien, Zufrieden- und Unzufriedenheiten, die Pohl mit der einfachen Frage „Was gefällt Ihnen an Deutschland?“ aus Passanten hervorgelockt hat, folgt die Uraufführung von Harald Muellers Kohlhaas. Die aus der gleichnamigen Kleist-Novelle bekannte reale Figur des Gutbürgers, der – von der Willkür der Oberen gesättigt – Terror gegen die Feudalherren ausübt, wird von Mathieu Carrière, der hier zum ersten Mal in Hamburg auf der Bühne steht, verkörpert. Kurz vor Weihnachten folgt die jahreszeitennotwendige Komödie: Alan Ayckbourns Halbe Wahrheiten, mit Judy Winter und Rolf Becker. Der im Januar folgende deutsche Klassiker der Saison, Goethes Stella wird von dem jungen, bisher vor allem auf Kampnagel tätigen Thomas Matschoß in Szene gesetzt und besetzt u.a. mit Iris Radunz, die mit der Titelfigur ihr Hamburg-Debüt gibt. Mit Turgenjew (Ein Monat auf dem Lande), Tennessee Williams' Endstation Sehnsucht und einem Besuch von Günther Lamprecht und Claudia Amm geht es in den Frühling.

„Ich wünsche mir dieses Theater als Ort der Auseinandersetzung, auch wenn wirtschaftliche Gegebenheiten dazu verleiten könnten, mehr Unterhaltung zu bieten“, erklärte die Prinzipalin abschließend, und man glaubt ihr jedes Wort.

Thomas Plaichinger

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