: Laß hören!
■ Kongreß für Musiktherapie in Hamburg
Im CCH ist diese Woche Musik drin. Beim Weltkongreß für Musiktherapie treffen sich 2000 ÄrztInnen, PsychologInnen und TherapeutInnen aus über 40 Nationen, um praktische Erfahrungen und neueste Forschungsergebnisse über die Wirkung von Klängen auf den Menschen auszutauschen.
In Deutschland finden sich musiktherapeutische Ansätze überwiegend in der Psychiatrie, Psychosomatik, Rehabilitation und der Inneren Medizin. „Musiktherapie wird inzwischen im gesamten Lebenskreis eingesetzt“, erläutert Kongreßpräsident Hans-Helmut Decker-Voigt, Direktor des Instituts für Musiktherapie der Hamburger Musikhochschule. „Angefangen bei den Frühgeborenen und Säuglingen über die Kinderpsychiatrie, die Arbeit mit Jugendlichen, die Krisen der Lebensmitte bis zur Sterbebegleitung.“
Das Repertoire der musikalischen Behandlung ist breit gefächert. „Funktionale Musik“ wird mittlerweile häufig von Anästhesisten eingesetzt, um Patienten vor der Operation nicht mit Chemie, sondern mit Klängen zu beruhigen. Das aber sei etwas grundsätzlich anderes als die Musikpsychotherapie, sortiert Decker-Voigt. Therapeuten hören zusammen mit ihren Patienten Musik, um mit ihnen die Gefühle zu besprechen, die beim Hören hochkommen. Ausgebildeten Musiktherapeuten wie den AbsolventInnen des Studiengangs Musiktherapie in Hamburg ist die „Aktive Musiktherapie“ vorbehalten, bei der Patienten auf Instrumenten frei improvisieren. „Wie ein Patient seine Musik gestaltet, läßt darauf schließen, wie er sein Leben gestaltet“, sagt Decker-Voigt. „Das, was wir in einer Psychotherapie mit Musik üben, wirkt sich auch auf den Umgang mit dem Leben aus.“
Musik kann auch Kindern und Jugendlichen helfen, die sexuell mißbraucht wurden. Zwar geht es in der Therapie vor allem darum, über die Erlebnisse zu sprechen und sie zu verarbeiten. Aber das Improvisieren kann dabei unterstützend wirken, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und allmähliche Veränderungen zu bewirken.
Vera Stadie
Auszüge aus dem Programm: „Improvisation zwischen Kunst und Therapie“ mit Fritz Hegi (Musiktherapeut und Jazzer), dem Trio „Illustrio“ und Ellen Christie (Gesang). Heute 20.30 Uhr, CCH.
Christoph Schwabe (Musiktherapeut und Organist) und Ulrike Haase (Orgel) spielen „Die Kunst der Fuge“ von J. S. Bach, 17. Juli, 20.30 Uhr, Michel. Karten für 10 Mark nur an der Abendkasse.
Der „Markt der Möglichkeiten“ zeigt Klangpyramiden, Brummbässe und zu Wiegen umgestaltete Saiten-, Glocken- und Schlaginstrumente zur Klangmassage und mehr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen