: Hohe Kirchen und ein Öko-Obstbauer
■ Jugendliche aus der nicaraguanischen Partnerstadt León entdecken Hamburg
Nicht schlotternd wie ihre deutschen GastgeberInnen, nein, in Shorts und T-Shirts posieren die acht jungen Frauen und Männer aus Nicaragua vor der Kamera. Hamburgs herbstliche Temperaturen scheinen ihnen wenig auszumachen. Sie haben ihren Spaß bei ihrem ersten längeren Auslandsaufenthalt, reden vergnügt durcheinander und freuen sich auf den Besuch bei einem Ökoobstbauern im Alten Land, der gestern auf dem Programm stand.
Seit einer knappen Woche sind die Jugendlichen aus León bereits zu Besuch in Hamburg, insgesamt einen Monat werden sie in ihrer Partnerstadt zu Gast sein. Überrascht seien sie gewesen, erzählt Ivette, Tanzlehrerin in León, wie hoch hier gebaut wird, wieviele Kirchen es gibt oder wie riesig der Hafen ist. Am schönsten fand sie bis jetzt die Lichtspiele in Planten un Blomen, die gleich am zweiten Tag auf dem vollgepackten Programm standen. Zwei der acht Jugendlichen zwischen 16 und 29 Jahren sind besonders gespannt auf das, was hierzulande im umweltpolitischen Bereich so passiert. Sie arbeiten in Umweltorganisationen und hoffen, die eine oder andere Anregung mit nach Hause nehmen zu können.
Seit sechs Jahren bestehen die engen Kontakte zwischen der „Sandinistischen Jugend“ und der „Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände e.V.“ (AGfJ) im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg - León. Im jährlichen Wechsel besucht entweder eine Gruppe aus León die Hansestadt oder umgekehrt. Finanziert wird der Jugendaustausch von der Senatskanzlei, vom Amt für Jugend und durch Spenden. Doch für nächstes Jahr sieht es schlecht aus. Laut AGfJ sei nicht geklärt, ob die HamburgerInnen nach Nicaragua fahren können – noch sei das Geld nicht zur Verfügung gestellt worden.
Für Gabriela wäre das mehr als bedauerlich. Die 23jährige, die in León Jugendliche betreut, hält den Austausch für unentbehrlich, nicht zuletzt weil wichtige Jugend-Projekte wie das Ökologiecamp, das Antidrogenprogramm oder die Maßnahmen gegen die steigende Prostitution von Hamburger Institutionen initiiert oder gefördert werden. Ohne die Kontakte würden, so Gabriela, derartige Projekte eingehen, denn Nicaragua verfüge weder über das nötige Geld noch über ausreichendes Know-how. Das Land stecke in einer tiefen Wirtschaftskrise und gerade unter den Jugendlichen habe sich Hoffnungslosigkeit breitgemacht.
Über die aktuelle Situation Nicaraguas will die Delegation denn auch heute ab 20 Uhr in der Werkstatt 3 (Nernstweg 32) informieren. Danach steigt die Fiesta Sandinista mit Live- und Konservenmusik.
Knut Henkel
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